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Kundenportrait: Von der Traube zum Glas

Konstant bei 15 Grad: Der Logistiker JF Hillebrand transportiert vor allem Wein in alle Welt – seit Jahrzehnten besonders mit Hapag-Lloyd.

Wie in einem Ballett tanzen Gabelstapler durch die Halle. Ein gutes halbes Dutzend, vor und zurück, vorbei an meterhoch gestapelten Weinkisten, mit Paletten voller Flaschen hinein in die Laderäume der Laster, die an der Längsseite des 3.000 Quadratmeter-Gebäudes rückwärts eingeparkt haben. Eine virtuose Inszenierung – rasant, aber doch umsichtig kurven die Fahrer ihre voll beladenen Hubstapler fast lautlos durch die Gänge. Hier geht nichts zu Bruch.

Am Rand von Beaune, im Herzen des Burgunds, liegt diese Halle, die zur Frankreich-Zentrale von JF Hillebrand gehört. Der größte Wein- und Spirituosen-Spediteur der Welt ist seit Jahrzehnten treuer (und immer bedeutender werdender) Kunde von Hapag-Lloyd. Draußen heizt die Sonne an diesem Sommertag ein und lässt die Trauben an den Hängen rund um die Weinmetropole reifen. Drinnen in der Halle werden bei konstant 15 Grad Celsius die Weine umgeschlagen, auf die Genießer weltweit warten.

Bourgogne, Bordeaux, Côtes du Rhone, Elsass; Champagne oder Loire: Es sind solche Lagen – weiß, rot, rosé oder als Schaumwein –, die Kenner begeistern. All diese Namen sind auch in der Halle wiederzufinden, auf den Kisten und Kartons, die auf etwa 3.000 Paletten ruhen. Romanée-Conti, Margaux oder Châteauneuf-du-Pape – Wein, der hier lagert, ist ein Spitzenprodukt, keine Massenware. Und doch schlägt der weltweit präsente Logistiker JF Hillebrand allein in Frankreich, wo er neben Beaune noch über fünf weitere Lager verfügt, eine Million Flaschen um – pro Tag. 20 bis 30 Lastwagen fahren das Lager in Beaune jeden Tag an. Wenn sie es verlassen, sitzen oft zwei Fahrer im Führerhaus, wegen der exklusiven Ware. Eine Lkw-Fuhre oder ein Container mit Hillebrand-Paletten kann schnell mehrere Hunderttausend Euro wert sein. Teilweise wird die hochwertige Ladung auch mal auf zwei Boxen verteilt, um das Risiko zu splitten.

200 Mitarbeiter allein in Beaune organisieren die aufwendigen Transporte des Logistikers. Insgesamt arbeiten für JF Hillebrand 2.500 Menschen in weltweit 55 Büros – unter anderem in Mainz, dem eigentlichen Stammhaus des bereits 1844 gegründeten Unternehmens sowie in Kalifornien und nahe New York. Logistik ist an sich schon eine globale Industrie – und JF Hillebrand dabei ungewöhnlich international. So sind sogar die Vorstände über die Welt verteilt: Der CFO sitzt in Mainz, der COO in London, der CCO in Barcelona – und der CEO in Rotterdam. Dank moderner Kommunikationsmittel und vieler Reisen kommen sie jedoch sehr oft zusammen. Vom Burgund, seiner Heimat, aus arbeitet Emmanuel Olivier, Director Ocean Freight Procurement. Der 45-Jährige, seit 20 Jahren bei JF Hillebrand, ist verantwortlich für den Transport von 500.000 TEU jährlich. Auch sein zehnköpfiges Team sitzt über die Welt verstreut: die Hälfte hier im Burgund, die anderen in Nordamerika und Asien.

Wobei: allein vom Weintransport leben sie bei Hillebrand nicht. Zwar macht dieses Geschäft 60 Prozent des Umsatzes aus. Weitere 10 Prozent aber kommen von Spirituosen wie Whisky, Scotch oder Bourbon, dazu 20 Prozent durch Bier und noch einmal 10 Prozent durch den Transport von Leergut oder leeren Fässern. Konstantes Wachstum ihres Geschäfts erleben sie bei Hillebrand seit Jahren. Bier-Transporte etwa hätten erheblich zugenommen. Eine Wachstumsregion für Wein ist derzeit Asien, insbesondere China: „Dort fragt auch die Mittelklasse immer öfter danach.“ „Geheimnis unseres Erfolges ist, dass wir ein Nischenanbieter sind, der seinen Kunden maßgeschneiderte Logistiklösungen anbietet“, sagt Olivier. „Wir sind deshalb allerdings auch gegenüber unseren Carriern sehr anspruchsvoll, denn wir verkaufen nun mal Spitzenleistungen – das erwarten wir auch von ihnen". Hillebrand organisiert für seine Kunden nicht nur die Transporte, dank Erfahrung ist der Logistiker oft auch ein Berater, was die Umsetzung der Ziele angeht. „Unsere Teams sind speziell dafür trainiert“, erläutert Olivier. Gefahren wird die flüssige Ladung in Standardcontainern, manche davon ausgestattet mit einer Innovation namens VinLiner, einer speziell gegen Temperaturschocks entwickelten Folie, die die Ladung in der Box umschließt – und häufig in Reefern. Die 15 Grad, die in der Lagerhalle in Beaune herrschen, sollen konstant über die gesamte Transportkette eingehalten werden – denn ein Château Pétrus zum Beispiel (eine Flasche kann durchaus mehrere Tausend Euro kosten) soll überall auf der Welt so außergewöhnlich schmecken wie vor Ort. „Wir können deshalb, etwa was die Sauberkeit der Container angeht, keine Kompromisse eingehen.“ Sicherheit und Schutz an Bord sind für Oliviers Transporte essenziell. Hapag-Lloyd ist für ihn schon beinah historisch der Top-Partner als Carrier.

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