Im Porträt: Svea Harder, Erste Offizierin auf der „Budapest Express“.
Natürlich wurde zu Hause viel über die Schifffahrt gesprochen. Kein Wunder, wenn der Vater Seemann und die Mutter Schifffahrtskauffrau ist. Svea Harder saß schon als Mädchen mit am Tisch, damals in dem Mietshaus in Moorburg. Der beschauliche Hamburger Vorort grenzt direkt an das Containerterminal Altenwerder – eine dörfliche Idylle am Rand der Millionenstadt. Bei Harders Eltern gab es damals auch Hühner und Katzen auf dem Grundstück – und Geschichten aus der weiten Welt, die der Vater mitbrachte. Svea Harder selbst aber hat sich in ihrer Jugend lange nicht vorstellen können, einmal zur See zu fahren. Bis sie kurz vor dem Abitur für längere Zeit mitfuhr, auf der „Humboldt Express“. Da wusste sie, was sie erwarten würde. Und ihre Entscheidung war gefallen – für den Beruf an Bord.
Als Erste Offizierin trägt die 30-Jährige heute viel Verantwortung auf Schiffen von Hapag-Lloyd wie der „Budapest Express“ (8.750 TEU). Sie ist insbesondere für Ladung und Sicherheit zuständig, sie leitet die Deckcrew an und fungiert als Stellvertreterin des Kapitäns. „Selbstständig und eigenverantwortlich zu arbeiten, gemeinsam im Team, ständig in Bewegung zu sein, hoch konzentriert auf die vielen Aufgaben an Bord – das ist es, was ich an meinem Job so schätze“, sagt Svea Harder. Und natürlich schätzt sie auch den Ausgleich dafür: die Freizeit, das vollkommene Abschalten. Seit Herbst vergangenen Jahres ist sie Chief Mate: „Das bedeutet mehr Verantwortung, aber ich stelle mich gern solchen Herausforderungen.“
2008 hat sie ihre Ausbildung bei Hapag-Lloyd als Nautische Offiziersassistentin begonnen. Die Gruppe war die erste auf dem damals neuen Ausbildungsschiff „Kuala Lumpur Express“. „Die Fahrt war wie eine Klassenreise“, erinnert sich Harder. „Der Kapitän ermöglichte uns einige Landgänge, sogar auf die Chinesische Mauer kamen wir.“ Vier Jahre hat sie anschließend Nautik studiert und ist insgesamt ein Jahr zur See gefahren. 2014 dann stieg Harder als Nautischer Wachoffizier auf der „Budapest Express“ ein – jenem Containerschiff, auf dem sie zuletzt über Silvester fuhr. „Es hat sich gezeigt, wie wichtig meine Mitfahrt als 18-Jährige war: Der Job an Bord war so, wie ich es erwartet hatte.“
Natürlich fährt immer auch das Thema „Frauen an Bord“ mit. Svea Harder kennt, wie viele Frauen, die in der Immer-noch-Männerdomäne zur See fahren, die Kollegen, die entweder meinen, sie beschützen zu müssen – oder Grenzen zu testen. Fast immer ist sie die einzige Seefahrerin an Bord. Sie geht damit souverän um und macht nebenbei schnell klar, dass sie ganz gut allein fertig wird. „Den weiblichen Charme sollte man schon zu Hause lassen. Wer aber fachlich etwas draufhat, der hat in den allermeisten Fällen keine Probleme auf unseren Schiffen“, sagt Svea Harder. Verstellen mag sie sich nicht: Wenn auf See mal Zeit für eines ihrer Hobbys ist, backt sie mit dem Koch zusammen auch gern Kuchen – zur Freude der Mannschaft.