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Kapitän Tonci Botica auf den Spuren von Marco Polo

Tonci Botica wuchs auf einer kleinen Mittelmeerinsel auf, wo fast jeder zur See fährt und wo die ersten europäischen Fernreisenden das Licht der Welt erblickten.

Tonci Botica kommt aus Korcula in Kroatien und der reisende Vorfahr ist kein Geringerer als Marco Polo, berühmt durch seine Reiseberichte aus China, wo er im 13. Jahrhundert unter anderem als Botschafter unter Kublai Khan arbeitete.* „Auf Korcula will jedes Kind Seefahrer werden, das steckt einfach in uns“, erzählt Kapitän Botica. „Alle Männer in unserer Familie fahren zur See! Mein Vater ist mittlerweile pensionierter Ingenieur an Bord, mein Onkel Kapitän ebenso wie mein Bruder – aber vielleicht bleibt einem auch gar nichts anderes übrig, wenn man nur 40 Meter vom Wasser entfernt aufwächst“, lacht der Kapitän.

Nachdem er die Primary Nautical School auf Korcula beendet hatte, studierte Botica in Dubrovnik an der nautischen Fakultät, um anschließend bei einer kroatischen Reederei in See zu stechen. Als zweiter Offizier verließ er die Company und heuerte bei einer Reederei in Hamburg an – bis er bei Hapag-Lloyd ein interessantes Angebot fand.

Sein Vater hatte ihm die Seefahrt noch austreiben wollen, nahm den damals 18-jährigen mit auf große Fahrt. „Von Rotterdam nach Südamerika – Kolumbien, Costa Rica, aber da war bei mir schon nichts mehr zu machen“, grinst Botica: „Ich musste ihm allerdings versprechen, dass ich Kapitän werde.“ Ein Versprechen, dass der Mann mit dem klaren Blick 2015 bei Hapag-Lloyd einlöste.

Botica liebt das Arbeiten mit Menschen aller Nationalitäten. „Ich arbeite generell gern mit Menschen zusammen, bin gern in Gesellschaft und mag den Austausch untereinander.“ Das habe sich auch durch seine Position als Kapitän nicht geändert, so Botica. „Man muss freundlich zueinander sein, dann passt das schon“, fasst er seinen Führungsstil zusammen.

Spannend findet Tonci Botica, dass er im Lauf der Jahre immer mehr über diverse Kulturen gelernt hat. „Jede Nation ist anders, hat ihren eigenen Spirit“, resümiert der 42-jährige. Seine kroatischen Landsleute beschreibt er als willensstark und kämpferisch. Kapitän Botica liebt seine Heimat: „Wir haben über 1000 Inseln, ganz viel unberührte Natur. Und das Wasser ist so klar wie nirgends sonst! Einfach perfekt, um hier zu leben und Urlaub zu machen!“ Kein Wunder, dass er nach drei Monaten an Bord sofort zurück nach Korcula fliegt. Botica hat ein eigenes Boot, fährt gern mit seinen beiden Töchtern raus zum Fischen und Schnorcheln. „Eigentlich bin ich auch in der freien Zeit meistens auf dem Wasser“, sagt er lachend.

„Mein Beruf ist in erster Linie mental anspruchsvoll, da brauchst du etwas, das dich runterbringt und ausgleicht. Deshalb mache ich an Bord nach Möglichkeit jeden Tag Sport. Wir haben ein super Gym mit Rudermaschine, Boxsack, Tischtennisplatte und allem, was dazu gehört – nur Filme zu gucken oder am Computer zu spielen, das wäre nichts für mich.“

Die Mannschaft an Bord bezeichnet Tonci Botica als zweite Familie. „Wenn du Tag und Nacht zusammen arbeitest, lernst du dich zwangsläufig kennen.“ Auch die Altersstruktur sei spannend, schließlich gehe es rauf von 17 bis 65. „Die Alten haben ja noch ganz andere Sachen erlebt, oft viel heftiger unter Hierarchien gelitten, das ist heute schon anders“, so Botica: „Wir reden auch viel über Familie, was uns wichtig ist – nicht mit jedem, aber doch mit den meisten, das mag ich.“

Der Kontakt zur eigenen Familie läuft primär über WhatsApp. „E-Mails schreibe ich so gut wie gar nicht mehr, das dauert viel zu lange. Das Internet und Social Media haben wirklich vieles verbessert. Heute weiß ich, wann meine Kinder krank sind, mache sogar Hausaufgaben mit ihnen.“ Bei aller Sehnsucht, die den Vater manchmal packt, er könnte sich keinen besseren Job vorstellen. „Ich bin jetzt seit zwölf Jahren bei Hapag-Lloyd und habe keinen einzigen Tag darüber nachgedacht, woanders hinzugehen oder an Land zu wechseln.“ Besonders freut er sich immer über das Weihnachtsgeschenk von Hapag-Lloyd – das kommt als erstes unter dem Baum und gibt ihm ein besonderes Gefühl, Teil der Hapag-Lloyd-Familie zu sein.

Seit er Kapitän ist, fährt er auf der „Ningbo Express“, die mit ihren 320 Metern Länge und eine Kapazität für gut 7500 TEU zur „Dailan Express-Klasse“ gehört.

Ausgerechnet auf Marco Polos Spuren, in China, erlebte Tonci Botica seine einzige Flaute an Bord. „Das war während der Wirtschaftskrise 2008. Drei Monate saßen wir in Zhousan, nahe Ningbo fest, keine Ladung weit und breit. Wir hielten zwar das Schiff instand, waren aber ansonsten zum Nichtstun verdammt.“

Was Tonci Botica am meisten liebt an seinem Beruf? „Ich nenne es die ‚Freiheit des Meeres’. Natürlich haben wir straffe Zeitpläne und in den Häfen muss alles reibungslos laufen, das kann schon sehr stressig sein. Aber draußen auf dem Meer fühle ich mich selbstbestimmt und frei, weil ich vieles flexibler handhaben kann. Das ist eben alles andere als ein Bürojob.“

*Wo Marco Polo wirklich zur Welt kam, ist umstritten, Wikipedia nennt Venedig. Aber der Tourismusverband von Korcula lässt auf seiner Website keine Zweifel aufkommen.

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