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Wie die Blaubeere die Regale in den Discountern eroberte

Blaubeeren enthalten weniger Kalorien und Fruchtzucker, als die meisten anderen Obstsorten und stecken voller wertvoller Antoxidantien. Die blauen Früchte wirken im Körper wie ein Schutzschild, senken den Blutdruck und erhöhen die Sehfähigkeit. Überall entstehen neue Plantagen. Ob das reicht, ist fraglich. Denn in einem Land könnte die Nachfrage schon bald explodieren.

Sie sind gesund, sie schmecken und sie können sogar heilen: Blaubeeren sind Superfood und weltweit in. Sie färben Smoothies, toppen Müslis und Pancakes und in manchen Fastfood-Ketten pimpen sie sogar Burger.

Doch sie können noch mehr. Forscher sind sich sicher, dass die Beeren den Blutdruck senken, die Sehkraft verbessern und freie Radikale im Körper vernichten. Deshalb wollen immer mehr Verbraucher die blauen Beeren fast täglich essen, zu jeder Jahreszeit. Und sie sind bereit, vergleichsweise viel Geld dafür auszugeben. Überall auf der Welt entstehen gerade neue Plantagen, zum Beispiel in Polen, der Ukraine aber auch in Marokko und in China.

In Deutschland werden Kulturheidelbeeren auf einer Fläche von mehr als 3.000 Hektar angebaut. Damit hat sich allein hierzulande in den vergangenen sieben Jahren die Anbaufläche mehr als verdoppelt. In den kälteren Monaten kommt das neue Superfood jedoch meist aus Lateinamerika, vor allem aus Chile, Peru oder Mexiko. Weltweit werden derzeit im Jahr weit mehr als eine halbe Million Tonnen Blaubeeren geerntet.

Allerdings kommt nur ein kleiner Teil der hoch empfindlichen Beerenfrüchte in den grenzüberschreitenden Handel. Und wenn doch, wird die Exportware überwiegend in Kühlcontainern transportiert. Damit die Beeren frisch an ihrer Destination ankommen, werden sie nach dem Einladen mit einem Gemisch aus Sauerstoff und Kohlendioxid umströmt und dann unter kontrollierten Bedingungen nach Europa, Asien oder auch in die USA gebracht. Der Reifeprozess wird dadurch unterbunden. Das stellt die Qualität der Beeren sicher, sonst würden sie matschig werden. Ein solcher mit Beeren vollgepackter Container ist da schon mal 200.000 Euro wert.

Heidelbeeren werden derzeit meist noch in 125-Gramm-Schälchen zum Preis von 1,50 Euro bis zu 3,50 Euro verkauft. Das ist teuer, aber den Verbrauchern offenbar das Geld wert. Denn weniger der Preis als der frische Geschmack der Früchte bringen Obstliebhaber dazu, oft gleich mehrere Schälchen einzupacken. So steht es im „Trendreport“ der Weltleitmesse Fruit Logistica. „Der Preis ist nicht mehr das vorrangige Kriterium“, sagt Rainer Münch von der Strategieberatung Oliver Wyman, die 7.000 Supermarktkäufer in 14 Ländern befragt hat und herausgefunden hat: Je frischer das Angebot an Obst und Gemüse, desto häufiger kommen die Kunden in den Laden. Mittlerweile gehen mehr als 50 Prozent der Früchte über die Tresen der Discounter.

„Das ist mit ein Grund dafür, warum die Nachfrage nach Blaubeeren in den vergangenen Jahren so stark angestiegen ist“, sagte Clemens Holz, Director Reefer Product Development bei Hapag-Lloyd. Die Nachfrage sei „regelrecht explodiert“ weil immer mehr Beeren in Supermärkten verkauft werden, anstatt als teure Delikatesse im Winter. Blaubeeren gehören heute in den Augen der Verbraucher zum alltäglich verfügbaren Angebot. „Die Produktion kann gar nicht mehr Schritt halten“, so Holz.

Hapag-Lloyd transportiert vor allem Beeren aus Chile und Peru nach Europa. Das dauert etwa 20 bis 25 Tage. Bis vor fünf Jahren wurden Blaubeeren im Winter noch ausschließlich nach Europa geflogen und dann hier teuer verkauft. Durch die Erhöhung der Transportvolumina per Schiff, bieten mittlerweile fast alle Supermarktketten in Deutschland die blauen Beeren das ganze Jahr an, sagt Reefer-Experte Holz „Der Preis und die Verfügbarkeit sind durch uns sehr viel besser geworden“.

Doch das Absatzpotenzial allein in Europa ist noch riesig. Spitzenreiter beim Beerenverzehr in Europa sind die Briten. Sie essen 860 Gramm pro Kopf im Jahr. Die anderen Europäer konsumieren dagegen im Schnitt nur 180 Gramm. Wenn demnächst alle Europäer so viele Blaubeeren essen würden, wie die Briten, müssten 645.000 Tonnen dieser Frucht jährlich nach Kontinentaleuropa geliefert werden. Zuletzt waren es aber nur 160.000 Tonnen.

Und das könnte auch so bleiben. Denn vor allem die Chinesen werden wohl dafür sorgen, dass in den nächsten Jahren eher weniger und nicht mehr Beeren in Europa landen. Insbesondere junge, kaufkräftige, gesundheitsbewusste Chinesen haben Blaubeeren als hippen Snack entdeckt. Und nicht nur die: Sie lieben mittlerweile auch Avocados und Kirschen. Insbesondere am chinesischen Neujahrsfest sind Kirschen sehr gefragt. Deshalb fährt Hapag-Lloyd nicht nur chilenische Beeren und Kirschen nach Europa, sondern eben auch nach China.

Das sehen auch die Obstbauern und pflanzen bereits Sträucher und Bäume im großen Stil. Experten sagten jüngst auf der 7. Internationalen Blaubeer-Konferenz in Polen voraus, dass die Blaubeeranbaufläche 2020 in China rund 70.000 Hektar erreichen wird. Fünf Jahre später wollen die Beerenfarmen dann rund eine Million Tonnen Blaubeeren ernten. Damit würden die Chinesen dann auch auf diesem Feld die derzeit noch mit 240.000 Tonnen führenden Amerikaner weit hinter sich lassen.  

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