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„Ich lebe meinen Traum“

Der sympathische Mann stellt sich als Captain Ehab vor, und dabei fällt einem sofort Herman Melvilles berühmte Romanfigur aus „Moby-Dick“ ein. Aber außer einem ähnlichen Vornamen hat Kapitän Ehab Elsayed Moustafa Hafez nichts mit der raubeinigen Romanfigur gemeinsam.

Ehab Hafez empfängt seine Besucher im Office der „Al Jasrah“ am Hamburger Burchardkai. Hier liegt das 15.000 TEU Schiff für zwei Tage. „Für mich geht es jetzt in den Urlaub“, erzählt Kapitän Ehab. Den wird er in seiner Heimatstadt Alexandria in Ägypten verbringen, wo seine Familie lebt. Fast alle Familienmitglieder arbeiten in der Seefahrt. „Unser Haus liegt in der Nähe des Hafens“, erzählt der 51-Jährige stolz: „Ich kann die See riechen, wo immer ich bin, wollte nie etwas anderes werden. Ich lebe meinen Traum.“


19-jährig betrat Ehab Hafez sein erstes Schulschiff, ein kleines Passagierschiff. Dann wechselte er zu einer ägyptischen Reederei, absolvierte schließlich die renommierte „Arab Academy for Science, Technology and Maritime Transport“. In den Schiffsklassen von 7.000 TEU Schiffen bis 15.000 TEU Schiffen ging es für ihn nach oben, bis er 2008 Kapitän wurde.


Was für ihn an diesem Beruf so wichtig ist, zählt der Kapitän an einer Hand ab: „Es sind die Menschen mit ihrer kulturellen Diversität, die gewaltige See und das Wetter da draußen, aber auch, das Schiff sicher, kostengünstig und so umweltfreundlich wie möglich zu fahren.“ Damit alles läuft, müssen die Ansagen des Kapitäns präzise sein. „Das ist nun mal keine Demokratie hier an Bord“, so Hafez.

Aktuell setzt sich die Crew aus Pakistani, Indern, Polen, Rumänen, Jordaniern, Filipinos und Ägyptern zusammen. „Die Unterschiede zwischen den Nationalitäten kann man nur bei den Mahlzeiten merken, denn da nehmen die Köche Rücksicht auf die jeweiligen Bedürfnisse.“ Wie auf vielen Schiffen kocht auch hier ein philippinischer Koch. „Und zwar sehr gut“, schwärmt Hafez. Die Küche ist gesund und nimmt Rücksicht auf die unterschiedlichen Religionen an Bord. „So funktioniert das auch mit dem Sonntagsessen, da gibt es Biryani, eine indische Reispfanne. Die ist bei uns auch eine Zeiteinheit“, lacht er: „Man fragt zum Beispiel ,Wie viele Biryani bist du schon an Bord?‘ oder sagt ,Noch vier Biryani, dann bin ich zu Hause‘.“

Kapitän Hafez kennt auch andere Zeiten. Doch weder schwierige Situationen noch schlechtes Wetter können ihn davon abbringen, weiter seinen Kindheitstraum zu erfüllen: ein Leben auf hoher See.