20191101_News_Kachel_Avocado_01.jpg

Camposol - "Transparenz und Ehrlichkeit sind extrem wichtig"

Camposol ist das führende Unternehmen der Agrarindustrie in Peru. Als Eigentümer aller Anbau- und Ernteflächen für die eigenen Erzeugnisse kann das Unternehmen damit den gesamten Produktionsprozess lückenlos kontrollieren – vom Anbau über die Ernte bis hin zur Verpackung. Camposol ist seit 1997 am Markt aktiv und seit 1999 als Exporteur von Obst und Gemüse tätig. Juan Manuel Güell, Supply Chain Managing Director von Camposol, erläutert die Geheimnisse des Geschäftserfolgs. Vor seiner Tätigkeit bei Camposol arbeitete er für DHL in Guatemala. Er verfügt über umfassende Erfahrung in der Fruchtlogistik: Schließlich war er 17 Jahre bei Chiquita und vier Jahre bei Dole beschäftigt.

Juan Manuel, Camposol ist der größte Exporteur von Obst und Gemüse in Peru. Ihre jährlichen Wachstumsraten sind beeindruckend. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Ich denke, dass unser Erfolg auf zwei Faktoren basiert: hohe Produktions- und Qualitätsstandards einerseits und unsere Fähigkeit, die zukünftige Entwicklung zu prognostizieren, andererseits.

Das klingt seltsam. Wie können Sie in die Zukunft sehen?

Wir investieren sehr viel in Markt- und Konsumentenforschung. Daher kennen wir die zentralen Trends und Märkte der Zukunft sehr genau. Heute ist den Verbrauchern weltweit eine gesunde Ernährung extrem wichtig. Wir bieten daher verschiedene gesunde Optionen in zwei Produktionslinien an: Shrimps sowie Obst und Gemüse wie Mangos, Weintrauben, Zitronen und Mandarinen. Unsere bei weitem wichtigsten und erfolgreichsten Produkte sind Avocados und Heidelbeeren.

Warum sind Avocados und Heidelbeeren derart erfolgreich?

Avocados enthalten gesunde Fette, Ballaststoffe und diverse wichtige Nährstoffe. Heidelbeeren verfügen über eine hohe antioxidative Wirkung. Antioxidanzien schützen den Körper vor freien Radikalen, die den Alterungsprozess und die Entwicklung von Erkrankungen wie Krebs begünstigen können. Aus diesen Gründen lieben Verbraucher weltweit Heidelbeeren und Avocados. Wir bauen seit 2008 Avocados und seit 2013 Heidelbeeren an.

 

Luis Picazo, Sales Director Peru und Juan Manuel Güell, Supply Chain Managing Director von Camposol

Welches sind Ihre Schlüsselmärkte?

Wir exportieren vor allem in die Vereinigten Staaten, nach Mitteleuropa und China. Unser stärkster Wachstumsmarkt ist China, auch wenn unsere Marktdurchdringung dort immer noch vergleichsweise gering ist. In China gibt es aktuell über 100 Städte mit mehr als acht Millionen Einwohnern – Sie können sich also leicht das enorme Potenzial für uns vorstellen. Unsere größten Kunden sind Einzelhandelsketten wie Walmart und Costco oder Aldi und Lidl in Deutschland.

In Ihrem Segment gibt es sehr viel Konkurrenz. Obst und Gemüse werden ja schließlich auch in anderen Ländern und Regionen angebaut und exportiert.

Das stimmt. Doch wir nutzen die Jahreszeiten und Saisons geschickt aus. Avocados bauen wir beispielsweise nur von April bis Ende August an, denn in diesen Monaten gibt es keine Produktion in Kalifornien, Mexiko oder Chile – was uns natürlich enorm hilft. Unsere Heidelbeersaison dauert von August bis Mai. In dieser Zeit gibt es keine Produktion auf der Nordhalbkugel.

Wie sehr sind Sie vom Wetter abhängig?

Sehr. Im Jahr 2018 lag die Durchschnittstemperatur ein Grad unter jener des Vorjahres. Das hat unvermeidliche Auswirkungen auf die Ernteplanung und damit auch auf die Transportplanung. Wir müssen deshalb extrem flexibel sein. Und man darf nicht vergessen, dass unsere Produktion in der Wüste stattfindet und wir daher davon abhängig sind, dass Wasser vom Amazonas in diese sehr trockene Gegend gelangt. Wir beschäftigen rund 16.000 Feldarbeiter.

Verderbliche Erzeugnisse müssen in speziellen Kühlcontainern transportiert werden.
Welcher Anteil Ihrer Fracht wird in solchen Reefer-Containern befördert?


100 Prozent. Einige unserer Erzeugnisse brauchen spezielle Reefer-Container. Reefer mit kontrollierter Atmosphäre können den Reifeprozess verlangsamen und damit die Haltbarkeit unserer verderblichen Produkte verlängern. Für Avocados und Heidelbeeren ist das extrem wichtig.

Wie viele Container transportieren Sie pro Jahr?

Wir haben ein Volumen von rund 6.000 40-Fuß-Containern pro Jahr. Der Durchschnittswert eines Containers voller Heidelbeeren oder Shrimps liegt bei etwa 150.000 US-Dollar.

Welche Erwartungen haben Sie an eine Containerreederei?

Am wichtigsten für uns ist Zuverlässigkeit: Wir erwarten, dass Sie pünktlich sind, immer Ausrüstung verfügbar haben, mit uns vollständig transparent kommunizieren, wenn mal etwas schief geht, und sehr flexibel sind, wenn es Änderungen auf unserer Seite gibt. Und das Ganze natürlich zu wettbewerbsfähigen Kosten.

Was verstehen Sie unter Transparenz?

Ich denke, dass Transparenz und Ehrlichkeit extrem wichtig sind. Wenn es schlechte Nachrichten gibt, möchte ich die ganze Wahrheit erfahren, und zwar sofort. Erklären Sie mir, wo der Fehler oder das Problem liegt, legen Sie mir Zahlen vor. Ich möchte mir nichts zusammenreimen müssen. Und lassen Sie uns dann das Problem gemeinsam lösen.

Können Sie mir ein paar Beispiele für solche schlechten Nachrichten nennen?

Wurden Container an Umschlaghäfen vergessen? Gibt es Kapazitätsengpässe? Kommt es zu wesentlichen Verspätungen? Dies sind mögliche schlechte Nachrichten, die für uns sehr unangenehm sein können.

Wie beurteilen Sie Hapag-Lloyd? Und wo können wir uns verbessern?

Hapag-Lloyd ist generell sehr gut – ganz sicher sind Sie eine der besten Reedereien. Wir sind mit Ihrer Transparenz zufrieden, da sind Sie sehr viel besser als der Wettbewerb. Ihre Preise liegen in den meisten Fällen höher als die anderer Reedereien, und wir würden mehr Aufträge an Sie vergeben, wenn Sie preiswerter wären.

Welcher Marktanteil entfällt auf Hapag-Lloyd?

Sie haben bei uns aktuell einen Marktanteil von 20 Prozent. Wenn Ihre Transitzeiten kürzer wären, könnte dieser Anteil erheblich größer sein – und bis auf 50 Prozent steigen, wenn Sie günstigere Preise anbieten würden. Und eines kann ich versprechen: Wenn Sie die beste Qualität der Branche anbieten, sind wir bereit, 200 US-Dollar mehr pro Container zu bezahlen.

Anscheinend sind die Transportkosten nicht Ihre größte Sorge...

Natürlich sind sie das. Doch für unsere empfindliche Fracht brauchen wir Premium-Transportpartner – und sind bereit, einen guten Preis für guten Service und hohe Qualität zu zahlen. Rund sechs Prozent unserer Kosten sind Transportkosten. Sie liegen in der Regel zwischen 5.000 und 6.000 US-Dollar pro 40-Fuß-Container.

Ich gehe davon aus, dass Sie eine relativ hohe Gewinnspanne haben.

Ja, unsere Margen sind extrem gesund. Unsere Gewinnspanne liegt bei rund 25 Prozent. Und wir wachsen immer noch sehr schnell – rund 20 bis 30 Prozent jährlich. Dieses schnelle Wachstum ist eine enorme Herausforderung für unsere Mitarbeiter und unsere Partner in der Supply Chain.

Und inzwischen reicht der Platz für Sie in Peru nicht mehr aus...

Das stimmt. Wir haben unsere Produktion auf Uruguay und Kolumbien ausgeweitet. Und wir möchten neue Obst- und Gemüsesorten anbauen. Die Nachfrage – insbesondere in China – ist immens, wir sehen zahlreiche Wachstumschancen weltweit. Und wir würden uns sehr freuen, wenn Hapag-Lloyd mit uns wachsen würde.