Er macht nicht viele Worte, wenn es um seine Person geht, aber dass er seinen Beruf und vor allem die jungen Leute mag, für die er zuständig ist, spürt man, sobald er aus seinem Alltag erzählt. Bootsmann Bryson Bogo Sales fährt seit 1996 zur See. Eine Begegnung auf der Al Jasrah am Hamburger Burchardkai.
Neun Monate an Bord, drei Monate zu Hause, das war die alte Regel, von der sich Bootsmann Bryson Sales gern verabschiedete. Seit er mit neuem Vertrag für Hapag-Lloyd arbeitet, hat er zwei Monate mehr Zeit für seine Familie. Denn obwohl er bis heute keinen einzigen Tag an Bord bereut hat – „Ich liebe einfach, was ich tue!“ – seine Familie bedeutet ihm alles. „In den 1990ern war das schon hart, so lange getrennt zu sein. Aber heute spreche ich täglich mit meinen Söhnen zuhause und kann sie dank WiFi und Smartphone sogar sehen“, erzählt der sympathische Philippino. Zuhause, das ist die Insel Bohol, bekannt nicht nur für ihre traumhaften Strände, Korallenriffe und das kristallklare Wasser, sondern auch wegen der grasbewachsenen „Chocolate Hills“, zirka 1700 kegelförmige Hügel, welche die Landschaft Bohols prägen, und so heißen, weil sie bei Trockenheit aussehen wie riesige Schokoküsse. Wenigstens zeigt sich im kalten Hamburg die Sonne während des Interviews.
Zur See fahren wollte Sales, wie so viele seiner Kollegen, eigentlich schon immer: „Ich wäre auch gern Offizier geworden“, erzählt er. „Aber ich schaffte damals das Examen nicht, so fing ich als Seemann an.“ Er spricht das ohne Wehmut aus, wohl auch, weil er von seinen Kollegen für seine große Erfahrung und Besonnenheit geschätzt wird. „Er kümmert sich um die jungen Decksmänner und Matrosen wie ein Vater!“, wirft Kapitän Ehab ein, der gerade am Büro vorbei kommt und die letzten Satzfetzen aufgeschnappt hat. Bryson Sales winkt fast schüchtern ab: „Ich bin nur die Schnittstelle zwischen Brücke und Maschinenraum. Morgens reporte ich an den Chief Mate, wie die Lage ist, was zu tun ist und nehme dann die Aufgaben für meine Crew mit.“ Wartungsarbeiten, kleinere und größere Reparaturen, Sauberkeit, Malern – all das ist unerlässlich an Bord und muss gut organisiert werden. „Schon der kleinste Fehler kann unglaubliche Auswirkungen haben. Deshalb schaue ich meinen Leuten genau auf die Finger, helfen ihnen aber auch, sich weiter zu entwickeln, damit sie sicherer werden.“
Ob Pakistani oder Jordanier, Muslim oder Christ – für Sales spielt keine Rolle, woher jemand kommt. „Wir reden alle Englisch miteinander, jeder hat genügend Raum so zu sein, wie er ist.“ Natürlich sei es schön, an Bord auch Landsleute zu treffen, um sich hin und wieder muttersprachlich zu unterhalten. „Aber in der Freizeit, beim Basketball spielen an Bord oder Tischtennis ist auch das unwichtig.“ Freizeit an Land verbringt Sales in Hamburg am liebsten im Seemannsclub Duckdalben. „Man kann sich erholen, unterhalten, umsonst chatten und kriegt eigentlich alles, was man braucht. Ich habe schon Magnete mit der Elbphilharmonie und T-Shirts für meine Jungs besorgt!“, erzählt er stolz. Und was hält er sonst so von den Deutschen? „Hier habe ich ja gar nicht so viel mit Ihnen zu tun“, sagt er und lacht: „Aber mein Nachbar zu Hause auf Bohol ist Deutscher. Er ist ein guter Gärtner und bringt uns gern mal selbstangebautes Gemüse rüber. Und wenn ich seinen Garten und unseren Garten genauer anschaue, entdecke ich kaum einen Unterschied.“
Was wächst eigentlich auf den Philippinen?
Auf den Philippinen werden exotische Früchte wie Mangos, Kokosnüsse, Bananen angebaut, aber auch Gemüse wie Kohl, Karotten, Tomaten und Zwiebeln gedeihen hier das ganze Jahr über. Die philippinische Küche ist mild, multikulturell und enthält spanische, amerikanische und französische Einflüsse. Typisch ist die Nachspeise „Halo Halo“. Hier werden u.a. Wassereis, Mungbohnen, Sternapfel, Kokosstreifen, Kichererbsen, gefärbte und gezuckerte Gelatine (Wackelpudding) und Zuckermais gemischt. Jetzt noch ein Kugel Speiseeis und ein ordentlicher Schuss Kondensmilch drüber – fertig ist die Lieblingsnachspeise der meisten Philippinos.