Marek Pokora, Kapitän des 15,000 TEU Schiffes „Afif“, welches in unserem FE4 Dienst fährt, erzählt vom Krach in der Nacht, Entwicklungen in China und womit er sich am liebsten seine freie Zeit an Bord vertreibt.
Der Mann hat einen Faible für Spannung und packende Geschichten. In seinen fast vier Jahrzehnten auf See, davon 23 Jahre als Kapitän, hat Marek Pokora einiges erlebt: „Einmal fuhren wir auf einen Con-ro-Schiff von Nordamerika zurück nach Europa. Ich arbeitete als II. Offizier und hatte Nachtwache, die See war stürmisch. Plötzlich hörte ich einen unglaublichen Knall. Ich ging raus, um nachzusehen, was los war, konnte aber nichts erkennen. Es war stockdunkel und viel zu gefährlich, sich frei an Deck zu bewegen. Am nächsten Morgen sahen wir dann alle, was passiert war: Ein riesiges Stückgut, ein Industriemotor, hatte sich losgerissen und war aus einem Flat Rack gefallen, direkt auf einen anderen Container.“ Auch unter Deck hatten sich Verankerungen gelöst: „Einige der geladenen Autos waren so ramponiert wie nach einem Verkehrsunfall“, erzählt der 61-Jährige. Auch wenn die Ladung versichert ist und er auf solche Abenteuer verzichten kann: Es ist Teil seines Jobs, Krisensituationen zu meistern. Und genau diese Herausforderungen liebt er: „Jeder Tag ist neu und anders!“
Auch in seiner Freizeit mag es Marek Pokora spannend: Da liest er am liebsten anspruchsvolle Krimis und Psychothriller. „Von dem deutschen Autor Sebastian Fitzek habe ich fast alles gelesen, aber auch Michel Bussi, einen französischen Krimiautor und den polnischen Schriftsteller Remigiusz Mróz, kann ich sehr empfehlen!“, so der gebürtige Pole. Weil die Welt zwischendurch auch mal wieder klein und lokal sein darf, genießt der Kapitän die fahrtfreie Zeit mit seiner Frau in einem Dorf nahe seiner Heimatstadt Bydgoszcz, auf halben Weg zwischen Posen und Danzig. „Auf dem Land zu leben erlaubt mir, viel Fahrrad zu fahren. Und das ist eine Aktivität, die sich sehr genieße“, so Pokora. Aber die Pokoras reisen auch gern, am liebsten mit dem Auto. „Ob Slowenien letztes Jahr oder Italien im nächsten Frühling: Meine Frau hat immer alles perfekt organisiert, ich bin dann nur der Fahrer. Zu Hause ist sie der Kapitän“, grinst Marek Pokora.
Eine der interessantesten Entwicklung sieht Kapitän Pokora in China: „Was für ein Wachstum! Ich weiß noch wie ich Mitte der 1980er Jahre als junger Offizier dort hinfuhr. Meine Frau kam damals mit. Peking, die Chinesische Mauer, der Platz des Himmlischen Friedens mit seinen zigtausend Fahrrädern. Das war beeindruckend. Heute fahren da etliche Autos“, resümiert der Kapitän. Die Kommunikation könnte in den chinesischen Häfen allerdings besser laufen, findet er. „Mein Sohn mokiert sich zwar auch über meinen polnischen Akzent im Englischen, aber der ist im Vergleich zum chinesischen doch halbwegs verständlich“, lacht Marek Pokora. „Die nächste Generation ist da einen riesigen Schritt weiter!“