Mehr als 20 Millionen Container sind weltweit im Umlauf: auf Schiffen, Zügen und Trucks. Durchschnittlich wird ein Container 13 Jahre alt – und landet danach auf dem Schrott. Dass es auch anders geht, zeigen diese Beispiele aus der ganzen Welt
Container als Kunst
Als die französische Hafenstadt Le Havre vor zwei Jahren ihren 500. Geburtstag feierte, sollte es etwas Besonderes sein. Ein Geschenk an die Stadt, an ihre Einwohner und Besucher. Also versammelten die Stadtoberen unter dem Motto „Ein Sommer in Le Havre“ zahlreiche Künstler in der Stadt, die diese in ein riesiges Freiluftmuseum verwandelten.
Unter den Kreativen war auch Vincent Ganivet. Der 1976 in dem Pariser Vorort Suresnes geborene Künstler errichtete am Quai de Southampton sein monumentales Geburtstagsgeschenk, die Installation „Catène de Containers“: zwei miteinander verschlungene Bögen aus knallbunten, mit Zement gefüllten Containern. Ganivet nimmt mit dem Eiffeltum Le Havres, wie ihn die Einheimischen nennen, Bezug auf die maritime Tradition der französischen Stadt, die den zweitgrößten Hafen des Landes beherbergt. „Ich wollte eine Skulptur schaffen, die die Identität Le Havres als Hafenstadt abbildet. Für mich lagen Container daher nahe, sie symbolisieren den Handel und die Internationalität, für die Le Havre seit Jahrhunderten steht“, erklärt Ganivet.
Also bestellte er 36 weiße Container, und lackierte sie anschließend in den Farben internationaler Reedereien. Nun thront das monumentale Kunstwerk über dem Quai de Southampton, gewissermaßen als Eingangstor zum Hafen, in dem tagtäglich Tausende Container umgeschlagen werden. „Meine Skulptur steht zwischen dem Meer und der Stadt, sie heißt die einfahrenden Schiffe willkommen. Und sie feiert den Container als etwas, als das er selten gesehen wird: einen künstlerischen Gegenstand.“
Business und Wellness im Container: das 25hours Hotel HafenCity
Patrick Moreira, General Manager des 25hours Hotels in Hamburg
Mit Blick auf Elbe, Hafen, Kräne und Container ist das 25hours Hotel HafenCity Anlaufstelle für trendaffine Hamburg-Reisende: Mit hanseatischem Charme lockt das Hotel Gäste aus aller Welt in den urbanen Stadtteil „HafenCity“. Das maritime Flair kommt nicht von ungefähr: denn direkt gegenüber vom Hotel befinden sich in Sichtweite die großen Hafen-Terminals der Hansestadt. Dort löschen Reedereien täglich Tausende Container mit Waren aus aller Herren Länder.
Für die Betreiber des Hotels lag es daher nahe, dieses ganz bestimmte Gefühl der großen, weiten Welt auch im Design des Hotels im wahrsten Sinne des Wortes erlebbar zu machen. Beispielsweise im sechsten Stock des Gebäudes. Denn dort können Gäste mit Panoramablick über die Elbe in der Sauna schwitzen. Aber nicht in irgendeiner Sauna. Jeder Finne würde neidisch werden beim Anblick der „Hafensauna“ – einem umgebauten Hapag-Lloyd-40-Fuß-Container. Es geht aber auch business-like. Im Konferenzraum, oder besser: „Überseecontainer“. Denn so heißt der stählerne Meetingraum. Integriert in die Lobby des Hotels können hier bis zu 15 Personen ebenfalls in einem umgebauten Hapag-Lloyd-Container tagen.
Die Container wurden von der Behrens Werft in Hamburg-Finkenwerder jeweils so umgebaut, dass sie perfekt in die Räumlichkeiten des Hotels passen. Patrick Moreira, General Manager des Hotels:
„Wir liegen im Herzen des Hamburger Hafens, Elbe und Containerriesen direkt vor der Tür. Diesen typisch hanseatischen Charakter wollten wir auch im Hotel widerspiegeln. Deswegen haben wir uns für die Hapag-Lloyd-Container als ganz besonderes Stilelement entschieden.“
Smart Living: Wohnen in alten Containern
Portemonnaies aus Lkw-Plane, Pullover aus Plastikflaschen, Lampenschirme aus Fußbällen: Upcycling, die Wieder- und Weiterverwendung von bereits gebrauchten Produkten oder Gegenständen, ist zu einem Trend geworden. Die Stuttgarter Firma Containerwerk haucht nun ausgedienten Seefrachtcontainern neues Leben ein. Unter dem Motto „Future is living in a cube“ verwandelt sie alte Boxen zu mobilen Wohn- und Büromodulen. Der besondere Kniff: Die Container werden in einem nachhaltigen Verfahren so isoliert, dass sie besonders energieschonend sind und die Dämmung wenig Platz verbraucht.
Weniger als zwei Stunden dauert der serielle Prozess, und aus einem alten Container wird ein neues, modernes Raummodul. „Ein Vorteil von Containern ist ihre genormte Größe. Die Boxen lassen sich als Module beliebig kombinieren. Das eröffnet gerade in dicht bewohnten Gebieten wie Innenstädten zahlreiche Möglichkeiten, Flächen effizient zu nutzen“, so Michael Haiser, der Containerwerk zusammen mit seinem Partner Ivan Mallinowski gegründet hat.
Die Container lassen sich zudem relativ leicht auf bestehende Gebäude setzen. Diese vertikale Architektur ist besonders in Großstädten gefragt, in denen durch Verdichtung mehr Wohnraum geschaffen werden soll. Ein weiterer Pluspunkt der eckigen Module ist ihre flexible Nutzung. „Die Module lassen sich beliebig zusammensetzen, nutzen und auch transportieren. Sie passen sich also an unsere Bedürfnisse an und nicht umgekehrt. Das ist Wohnen der Zukunft“, so Ivan Mallinowski.