Demosthenes C. Quinones arbeitete mehr als 20 Jahre an Bord verschiedener Schiffe von Hapag-Lloyd als Elektroingenieur. Heute rekrutiert er vornehmlich Elektrotechniker und -ingenieure für Jebsen Maritime, der Crew Management Agentur des Unternehmens Abojeb der Jebsens Gruppe. Hapag-Lloyd arbeitet bereits seit mehr als 22 Jahren mit der philippinischen Agentur zusammen.
Sie haben lange an Bord als Elektroingenieur gearbeitet. Heute rekrutieren Sie Ingenieure und Elektroniker – was macht einen guten Techniker aus?
Als Elektroniker oder Elektroingenieur trägt man eine große Verantwortung an Bord. Denn ob es um die Steuerung der Maschine und der nautischen Geräte geht, Kühlcontainer oder aber um die Ankervorrichtung – technische Probleme können überall auftreten. Und dadurch auch ein großes Sicherheitsrisiko darstellen.
Als ich vor vielen Jahren mit der „Kyoto Express“ unterwegs war, funktionierte das Rettungsboot nicht richtig. Es war zwar möglich, es zu starten, doch weil es immer wieder zum Test gestartet worden war, war die Batterie geschwächt. Auf meinem elektronischen Diagramm fand ich heraus, dass dadurch eine Sicherung einsprang, die die Maschine davon abhielt, zu starten. Ersatzteile gab es an Bord nicht – dennoch musste eine Lösung her. Denn wir hatten Sorge, dass es im nächsten Hafen eine Inspektion geben könnte. Mir gelang es, mit den Mitteln an Bord diese Sicherung temporär zu umgehen. Im Hafen zwei Tage später konnten wir dann mit den korrekten Ersatzteilen den Fehler beheben.
Das ist es, was für mich einen guten Elektriker auszeichnet: Der Wille, den Defekt aufzuspüren und wenn möglich mit Ersatzteilen zu arbeiten. Dadurch bleibt das Gerät erhalten. Das spart Kosten – vor allem aber ist es nachhaltig.
Wie prüfen Sie, ob ein Bewerber geeignet ist für den Job?
Ich habe mir hier einen Schaltkasten gebaut, ähnlich wie ich ihn auch immer an Bord für Trainingszwecke mit dabei hatte. Diesen manipuliere ich und stelle die Bewerber somit vor praktische Probleme, die sie dann lösen müssen.
Ich lerne dabei selbst immer wieder etwas Neues – umgekehrt bringe ich aber auch meinen Gegenübern gerne etwas bei. So habe ich es auch immer an Bord gemacht: willkommen war, wer immer Interesse hatte. Mein letzter Kadett hat sich bei der Problemlösung von anfänglich zehn Minuten auf zwei Minuten gesteigert. So etwas erfüllt mich natürlich mit Stolz.
Wie sind Sie im Arbeitsalltag vorgegangen, wenn ein Problem auftrat?
Als erstes habe ich mir das Schaltdiagramm angeguckt. Dies ist für mich Ausgangspunkt jeder Herausforderung: Es zeigt die Schaltkreise auf und wie welche Leitungen wie miteinander verbunden sein sollten. Hier kann ich mögliche Fehlerquellen identifizieren.
Als ich mit der „Ludwigshafen Express“ im Hafen von Kuala Lumpur ankam, wollte ich der Crew der „Frankfurt Express“, auf der ich lange gearbeitet hatte, Hallo sagen. An Bord ging wiederkehrend ein Alarm an und niemand wusste, wie dies zu beheben war. Also guckte ich mir das Schaltdiagramm an. Es stellte sich heraus, dass nur die Zeiteinstellung falsch war – eine einfache Lösung zu einem scheinbar komplexen Problem, das die Mannschaft schon länger begleitet hatte.
Klingt, als hätten Sie sich bereits einen Ruf als verlässlicher „Reparateur“ erarbeitet?
Das kann man wohl sagen. Dank stabiler Internetverbindungen an Bord erhalte ich auch heute noch oft Anfragen von ehemaligen Kollegen zu technischen Problemen. Darüber freue ich mich sehr – und helfe natürlich gerne. Wenn alles an Bord funktioniert, insbesondere die technischen Geräte, beeinflusst das schließlich auch die Arbeitsqualität und -sicherheit positiv. Und dazu leiste ich gerne meinen Beitrag