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„Weitermachen wie bisher ist keine Option. Die Gesellschaft erwartet ein grundlegendes Umdenken.“

Lars Robert Pedersen, Stellvertretender Generalsekretär, BIMCO, im Interview

Wie würden Sie den Zweck von BIMCO beschreiben?

BIMCO ist eine internationale Schifffahrts-Organisation, die als unabhängige Vereinigung von Schiffseigentümern, Reedereien, Schiffsmaklern, Schiffagenturen und vielen anderen Stakeholdern mit einem Bezug zur Schifffahrt agiert. Ziel ist es, die Standards zu verbessern, die Regeln und Gesetze in der Seeschifffahrt zu harmonisieren und uns als vertrauenswürdiger Partner und unabhängiger Experte zu positionieren. Unsere über 50 Mitarbeiter können vor allem unseren kleineren Mitgliedern viele praktische Ratschläge geben, die intern nicht unbedingt die Kapazitäten für eine große Rechtsabteilung oder Spezialisten für viele verschiedene operative Fragen haben.

Welche Herausforderungen gibt es im Bereich der Umweltschutzgesetze und -verordnungen?

Als Branche machen wir durchaus Fortschritte, aber dennoch glaube ich, dass noch ein langer Weg vor uns liegt. Die Herausforderung ist, alle relevanten Stakeholder mit an Bord zu haben, trotz der weltweit sehr unterschiedlichen Umstände. Es ist auch eine Herausforderung, ausreichend progressiv zu sein, aber gleichzeitig alle mitzunehmen, damit sie die Umweltgesetze einhalten. Das allerdings ist eine wichtige Voraussetzung für eine solch internationale Branche. Wir stellen dies beispielsweise dabei fest, dass man kein Plastik über Bord werfen darf. Diese Regel gilt in der Schifffahrt bereits seit den siebziger Jahren. Selbstverständlich müssen aber die Unternehmen selbst erst einmal diese Regelungen akzeptieren und sie müssen zur Geschäftspolitik und zur Unternehmenskultur werden, aber letztendlich hängt alles davon ab, wie sich jede einzelne Person verhält.

Gibt es mittelfristige Ziele für die Umweltbelange in den kommenden Jahren?

Wir sind davon überzeugt, dass als Nächstes zwingende Auflagen für die Rumpfreinigung in Bezug auf Biofouling auf der Tagesordnung stehen. Deshalb haben wir bei BIMCO die Initiative ergriffen und nicht nur einen internationalen Standard für die Rumpfreinigung, sondern gleichzeitig eine Zertifizierungsprüfung für Reinigungsunternehmen entwickelt, um eine bestimmte Qualität über den gesamten Prozess hinweg sicherzustellen. Zur Vermeidung von individuellen Lösungen, die möglicherweise nicht kompatibel oder sogar widersprüchlich sind, möchten wir einen globalen Prozess bei der IMO anstoßen und weltweite Standards etablieren.

Wie schätzen Sie die jüngsten Maßnahmen von Hapag-Lloyd ein? Was halten Sie von den langfristigen Zielen der IMO, die Treibhausgasemissionen zu senken?

Wir freuen uns sehr über Hapag-Lloyd als aktives Mitglied in unseren Gremien. Ich kenne Ihr Projekt, ein Schiff auf LNG-Antrieb umzurüsten. Diese Art von Engagement brauchen wir in unseren Initiativen und es geht in die richtige Richtung. Natürlich gibt es technische Entwicklungen und diese Entscheidungen können in zehn Jahren ganz anders aussehen. Dem Klimawandel können wir aber langfristig nur dann entgegenwirken, wenn wir Emissionen aus fossilen Brennstoffen vermeiden. Die IMO hat klar Position bezogen, indem sie eine Halbierung der Treibhausgasemissionen bis 2050 als Ziel ausgegeben hat. Wir glauben, dass zum Erreichen dieses Ziels viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit nötig ist. Deshalb schlagen wir vor, gemeinsam mit u. a. dem World Shipping Council einen F&E-Fonds aufzusetzen, um die technische Entwicklung in die richtige Richtung voranzutreiben. Hapag- Lloyd ist uns dabei als Partner mehr als willkommen.

 

 

Info Lars Robert Pedersen

Als Stellvertretender Generalsekretär von BIMCO – der größten internationalen Schifffahrtsorganisation – ist Lars Robert Pedersen für die Bemühungen der NGO verantwortlich, die Agenda der Mitglieder in den Bereichen Regulierung, Technik und Sicherheit insbesondere bei Umweltbelangen voranzutreiben. Er war als Ingenieur für Maersk tätig und ist seit 2010 einer der Vertreter von BIMCO bei den Sitzungen der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO), wo er u. a. an Themen wie Emissionen und Ballastwasseraufbereitung mitarbeitet.

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