Daniel Peukert ist kein Mann der großen Worte, lieber schraubt er an Motoren, Pumpen oder auch mal an einem alten Mofa herum. Warum er gute Kommunikation dennoch für unerlässlich hält, von wem er lernt und wie gegrilltes Meerschweinchen schmeckt, erzählt er hier.
Das erste Treffen mit Daniel Peukert findet im März, wenige Tage vor dem Shutdown statt. Die junge Mannschaft auf der Santos Express am Hamburger Burchardkai ist bester Dinge. Hinter ihr liegt eine komplikationslose Südamerikareise. Die interessante Route, die gemeinsamen Abende an der Bar, auch die lustigen Kickerturniere: „Da hat einfach alles gepasst“, erzählt der zweite Offizier gut gelaunt. Am nächsten Tag geht es für den 29-Jährigen nach Hause ins beschauliche Flensburg. Dann kommt der Shutdown.
Daniel Peukert ist ein echtes Hapag-Lloyd Gewächs. Seine Ausbildung zum Schiffsmechaniker absolvierte er in Elsfleth von 2007 bis 2010, dann ging es zum Studium nach Flensburg, wo er sein Patent zum Technischen Offizier machte. 2012 folgte seine erste Fahrt mit der Frankfurt Express Richtung Asien. Seitdem ist er für Hapag-Lloyd unterwegs und hat, außer Australien, so ziemlich alle Häfen der Welt gesehen: Südamerikas Ost- und Westküste, Asien, USA und Canada, auch die Route Hamburg-Südafrika fuhr er bereits. Einen Lieblingshafen? „Habe ich nicht. Ich kann eigentlich allen Routen und Häfen etwas abgewinnen“, so der Mann mit dem typischen Seemannsbart.
Anhalten mitten im Piratengebiet? Keine leichte Entscheidung
Obwohl der Norddeutsche im Interview nicht mehr Worte als nötig macht, hält er Kommunikation an Bord für den Schlüssel guter Zusammenarbeit. „Sich austauschen, offen mit Krisensituationen umgehen und klare Absprachen treffen, das ist das Wichtigste im Job.“ Beispiel gefällig? „2018, auf der Route von Hamburg nach Asien, entdeckte ich mitten im Piratengebiet am Horn von Afrika, dass die Dichtung eines Zylinderdeckels leckte. Verbrennungsgase drangen nach außen, ein Situation, in der man normalerweise sofort anhalten muss, weil es zu Schäden an der Laufbuchse kommen kann“, erläutert der Ingenieur. Aber die Fahrt stoppen mitten in unsicheren Gewässern? Die Angriffe somalischer Piraten hatten kurz zuvor wieder zugenommen. „Ich habe dann umgehend den leitendenden Ingenieur und den Kapitän informiert und nach kurzer Absprache beschlossen wir, trotz möglicher Gefahren zu halten.“ Und während der Kapitän die Hauptmaschine stoppte, nordete Daniel Peukert im Eiltempo Öler, Wischer und Schlosser ein. „Nach knapp zwei Stunden war alles erledigt. Wir konnten ohne weitere Komplikationen mit der Sofia Express weiter fahren.“ Ruhe bewahren und doch entschlossen handeln – kann man das lernen? „Ich habe mir da viel bei meinen Vorgesetzten abgeschaut“, sagt Peukert und ergänzt: „Das ist ja das Gute an unseren schwimmenden Kleinstädten. Du hast wechselnde Crews und Führungskräfte und pickst Dir dann das raus, was Du am besten findest, so baut man sich dann Stück für Stück seinen eigenen Führungsstil zusammen.“
Daniel Peukert baut sich nicht nur seinen Führungsstil, er ist auch ein unermüdlicher Bastler und Tüftler. Seine fahrtfreie Zeit verbringt er gern in der eigenen Werkstatt in Flensburg, wo er Möbel vom Regal bis zum Wohnzimmertisch fertigt. „Und ich restauriere gerade ein altes Mofa, ein NSU quickly von 1959, das mir mein Schwiegervater in spe vermacht hat.“ Verlobte Jana ist Lehrerin und nicht immer begeistert von seiner Abwesenheit. „Aber im Großen und Ganzen kommen wir gut damit klar. Auch, weil ich mit meinem Arbeitgeber die Urlaubsplanung ganz gut abstimmen kann.“ Nächstes Jahr wollen die beiden heiraten
Nach fast sechs Monaten Pause endlich wieder aufs Schiff
Ende August 2020, ein Anruf aus Flensburg. Fast sechs Monate liegt die der erste Begegnung mit Daniel Peukert zurück. Soeben hat er erfahren, das es wieder an Bord geht: „Wir fahren mit der Valparaiso Express genau die selbe Route wie zuletzt, also wieder Südamerika“, freut sich Daniel Peukert. „Coronabedingt müssen wir wohl ab und an Maske tragen und werden in Südamerika nicht an Land gehen.“ Auch exotische Gerichte, wie gegrilltes Meerschweinchen in Lima fallen damit flach. „Das ist aber halb so wild, schmeckt ohnehin wie Hühnchen“, lacht Daniel Peukert. An Bord will er jetzt mehr für seine Fitness tun, öfter aufs Laufbahn gehen beispielsweise. „Aber nur, wenn die mitunter anstrengende Arbeit unter Deck das zulässt. Maschine ist und bleibt mein ein und alles.“ Keine Ambitionen, irgendwann Kapitän zu werden? „Nö. Hier unten haben wir kein schlechtes Wetter und es ist immer schön warm“, lacht Daniel Peukert. Oder, wie es Kollege Till Mentzel formuliert: „Wenn es ums Technik geht, macht ihm keiner was vor, das war schon in der Ausbildung so – und jetzt als Ingenieur erst recht, den kannst du alles fragen!