Zbigniew Siwko träumte schon als 14-Jähriger davon, eines Tages als Schiffsingenieur zur See zu fahren – und vielleicht sogar als Chief Engineer? Bei Hapag-Lloyd hat sich sein Traum erfüllt.
Wenn du gleich zu Beginn deiner beruflichen Laufbahn acht Monate mit einem maroden Frachter unterwegs bist, kann dich nichts mehr schocken“, erzählt Zbigniew Siwko. Der Mann mit der markanten Glatze erinnert sich bestens an seine allererste Fahrt auf der „Baltic Stone“ vor 20 Jahren: „Wie aus dem Nichts erwischte uns ein Sturmtief, als wir zwischen Livorno und La Spezia vor Anker lagen – und bei 40 Grad Rolling riss ein 500 Kilo schwerer Ersatz-Kolbenboden der Hauptmaschine aus der Halterung, rollte kreuz und quer durch den Maschinenraum. Er hätte etliche Geräte beschädigen oder zerstören können“, berichtet der 45-Jährige. Den Seemännern gelang es schließlich, das Teil wieder zu fixieren. „Es war nur einer von unzähligen unangenehmen Vorfällen auf dieser Fahrt“, so der Chief Engineer. Den Entschluss, zur See zu fahren, fasste Siwko bereits als Jugendlicher: „Mein Vater war Fitter bei einer polnischen Reederei. Ich habe ihm oft bei der Arbeit zugesehen, das hat mich total fasziniert!“ Und so absolvierte der Teenager erst die Berufsschule mit Schwerpunkt Schiffsbau in Danzig und schloss wenige Jahre später ebenda sein Ingenieursstudium an der Technischen Universität ab.
„Ich habe dann als Reiniger auf einem Stückgutfrachter angefangen und so die Seefahrt von der Pike auf gelernt.“ dass er ganz nebenbei so traumhafte Häfen wie San-Pédro in Côte d’Ivoire oder Port Louis auf Mauritius kennenlernen durfte, dafür ist er bis heute dankbar. In den Folgejahren arbeitete er als technischer Wachoffizier auf verschiedenen Schiffen. „Aber immer, wenn ich die Containerriesen von Hapag-Lloyd sah, dachte ich, da mitzufahren, das wäre ein Traum!“ 2008 wurde aus diesem traum Wirklichkeit. Zbigniew Siwko bewarb sich bei Hapag-Lloyd als technischer Wachoffizier und wurde genommen. Die erste Fahrt auf der „Stuttgart Express“ sei herausfordernd gewesen: „Neue Umgebung, neue Abläufe, neue Kollegen. Aber der Spirit auf dieser Reise – großartig!“, erinnert sich der Chief Engineer. Seine Beförderung erhielt Zbigniew Siwko 2015: „Kurz vor meinem 40. Geburtstag, genau so hatte ich es mir gewünscht“, erzählt er. Die Fahrten mit der „Chicago Express“ schätzt er seither besonders. „Hier fahren ja auch unsere jungen Auszubildenden mit. Ihnen das Leben an Bord näherzubringen ist viel Arbeit, macht aber auch Riesenspaß.“ Zbigniew Siwko weiß, wie es sich anfühlt, das erste Mal so weit weg von zu Hause zu sein. „Deshalb steht meine Bürotür immer allen offen. Und wenn ich merke, dass jemand schüchtern ist, beginne ich das Gespräch.“ Und was bringt er den Auszubildenden so bei? „Ich sage immer: Lerne so viel wie möglich direkt an Bord, denn hier trägst du in Zukunft die Verantwortung. Mach deine Runden, checke jedes Gerät, Temperatur, Druck etc. Mit der Zeit nimmst du dann selbst minimale Abweichungen wahr.“
Volle Konzentration ist für den dreifachen Familienvater essenziell. „Wenn ich an Bord gehe, lasse ich alles hinter mir, dann zählen nur noch das Schiff, die Maschinen und die Mannschaft. Aber wenn ich nach drei Monaten fertig bin, ist es umgekehrt. Dann zählt nur noch meine Familie!“ Und mit dieser verbrachte Zbigniew Siwko coronabedingt nun fast sechs Monate in Danzig. neu entdeckt hat er in dieser Zeit die deutsche Sprache. „Seit März lerne ich zwei bis drei Stunden täglich Deutsch. Ich freue mich drauf, meine Kenntnisse bei der nächsten Fahrt auszuprobieren.“ Bis dahin nutzt der Seefahrer die Zeit für sein Lieblingshobby: die Ahnenforschung. Den Stammbaum seiner Familie kann er mittlerweile bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen. „Und wer weiß, vielleicht findet in 200 Jahren einer meiner Nachfahren diesen Text und sagt dann ‚Schau mal, das war mein Urururgroßvater, der ist als Chief Engineer bei Hapag-Lloyd zur See gefahren!‘“, lacht Siwko.
Kajak statt Containerschiff – warum nicht?
Zbigniew Siwko blieb in den vergangenen Monaten, wie so viele Menschen weltweit, in der Heimat und ging dort auf Reisen: „Einer der schönsten Trips war unser Familienurlaub mit Kajaks, Zelten und allem Drum und Dran auf der Krutynia – das kann ich nur jedem empfehlen!“ Die Krutynia (dt. Kruttinna) zählt zu den schönsten Paddelrouten Polens. Die Tour führt über diverse Seen und Flussabschnitte quer durch Masuren und hat nicht nur viel unberührte Natur, sondern auch gut ausgestattete Campingplätze zu bieten.