Auf ihnen hat fast jede Schülerin und jeder Schüler schon gesessen: den Stühlen von VS. Das Familienunternehmen produziert hochwertige Schul- und Büromöbel – und Hapag-Lloyd transportiert sie in die Welt. Ein Besuch in der Unternehmenszentrale im süddeutschen Tauberbischofsheim.
Gleich hinter dem Bahnhof zeigt sich, wofür das Unternehmen VS Vereinigte Spezialmöbelfabriken steht: In der gläsernen Fassade der Firmenzentrale spiegeln sich die gegenüberliegenden Produktionshallen, im Inneren des Baus entdeckt man die modern gestaltete Kantine. Erster und zweiter Stock lassen luftige Ausstellungsflächen erahnen. Hier kommen Transparenz, das Bekenntnis zum Handwerk und Sinn für gute Gestaltung zusammen. Erbauer Günter Behnisch, der mit dem Entwurf des Olympiastadions in München berühmt wurde, ist einer der vielen renommierten Architekten und Designer, die der langjährige Firmenchef Dr. Thomas Müller für sein Unternehmen begeistern konnte. Behnisch entwarf nicht nur das Firmengebäude, sondern auch verschiedene Büromöbel. Bis heute werden sie in Tauberbischofsheim hergestellt.
Design-Ikonen für VS im Einsatz
VS zählt mit 1.500 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von über 250 Millionen Euro zu den größten Schul- und Büromöbelproduzenten Europas und liefert in rund 70 Länder weltweit. Auf der legendären „Rettig-Bank“ lernten Schülerinnen und Schüler schon vor über 100 Jahren, Design-Ikonen wie Egon Eiermann und Verner Panton prägten und prägen heute noch den internationalen Ruf von VS. Aktuell ist der Franzose Jean Nouvel mit dem Stuhl-Entwurf „Jumper“ zu nennen, rückblickend auch Karl Nothhelfer, der 1950 den bis heute rund sechs Millionen Mal verkauften Kufenstuhl entwarf.
„Unsere Möbel sind quasi unzerstörbar, das ist für Schulen das A und O“, erklärt Geschäftsführer Philipp Müller den Erfolg seines Unternehmens. Seit 2016 führt er das Unternehmen in vierter Generation. Kürzlich stemmte VS einen riesigen Auftrag für Italien, dort wurden landesweit neue Tische und Stühle für die Schulen angeschafft. 600 Lkw rollten randvoll mit Schulmobiliar aus Tauberbischofsheim über die Alpen.
1.500 Container pro Jahr für die USA
Ein Gang zu den Laderampen zwischen den Werkshallen – nur wenige Meter vom Hauptgebäude entfernt: Hier wartet ein blitzblanker Hapag-Lloyd-Container auf seine Fracht. Logistik-Chef Manfred Weihbrecht winkt mit einladender Geste in die Lagerhalle. In wenigen Minuten werden hier platzsparende „Flip-Table“ für Charlotte in North Carolina eingeladen. Von der Laderampe geht es mit dem Lkw nach Aschaffenburg, von dort per Bahn nach Hamburg, wo der Hapag-Lloyd-Container aufs Schiff geladen wird. Rund 1.500 Container jährlich finden so ihren Weg in die USA.
„Auf der kürzesten Route sind die Möbel schon in 15 Tagen drüben“, erklärt Weihbrecht. Der Leiter des Servicezentrums ist seit 1985 im Unternehmen tätig. Kaum einer kennt die Logistik des Hauses so gut wie er. Und das muss er auch, denn so wie im Hafen ausgeklügelt Container gestapelt werden, funktioniert auch die innerbetriebliche Logistik bei VS. Jedes Teil muss zur rechten Zeit am rechten Ort sein, um eingeladen zu werden. Weihbrecht: „Der Inhalt eines Containers hat einen Wert zwischen 30.000 und 50.000 Euro, da muss man schon gut kalkulieren, damit sich alles lohnt.“ Mit Kühne+Nagel als Spedition und Hapag-Lloyd fürs Shipping habe VS Partner gefunden, bei denen Preis und Qualität stimmen und auf die man sich 100-prozentig verlassen könne.
„Ich weiß immer genau, wo unsere Container sind“
Zuverlässigkeit, Regionalität, Nachhaltigkeit sind für Manfred Weihbrecht keine Phrasen: „Ein gutes Team, professionelle Kommunikation und eine starke Unternehmenskultur – das gehört hier alles zusammen“, fasst der Mann mit der kräftigen Stimme den Spirit von VS zusammen und schickt ein Lob auf die Reederei hinterher: „Wenn ich für sieben Uhr morgens einen Container bei Hapag-Lloyd bestelle, dann ist der auch pünktlich da!“ Auch Sicherheit spiele eine große Rolle: „Viele Reeder wurden in letzter Zeit gehackt, da steht Hapag-Lloyd vergleichsweise gut da. Und auf das Tracking ist Verlass, ich weiß immer genau, wo unsere Container sind.“
Als logistischen Meilenstein der letzten Jahre bezeichnet Weihbrecht die Einführung des Shuttlekonzepts. Dass immer ein Kontingent an Containern bereitstehe, sei ein unschlagbarer Vorteil: „Unsere Bereitstellfläche ist nicht riesig, und im Sommer geht’s hier Schlag auf Schlag. Wenn wir da nicht rund um die Uhr laden könnten, wären wir aufgeschmissen.“ Ist schon mal was schiefgelaufen? „Tatsächlich ist im Golf von Biskaya ein Container mit wichtigen Musterteilen über Bord gegangen, die liegen jetzt irgendwo dort auf dem Meeresgrund. Aber das war bei einem anderen Carrier – bevor wir uns für Hapag-Lloyd entschieden haben“, fügt er schmunzelnd hinzu.
Unglaubliche Gestaltungsmöglichkeiten
Für Gegenwart und Zukunft des Unternehmens ist seit 2016 Philipp Müller, der Sohn des langjährigen Chefs Dr. Thomas Müller, zuständig. Der 39-Jährige, den wir nachmittags in der obersten Etage der Firmenzentrale treffen, stieg 2013 im Marketing der Firma ein: „Vorher war ich vier Jahre bei VW in Wolfsburg. Mein Vater hat nie Druck ausgeübt, dass ich in seine Fußstapfen treten müsse. Mit der Zeit wurde mir allerdings klar, was für unglaubliche Gestaltungsmöglichkeiten ich hier habe“, erzählt er.
Zu den Produkten hat der eher sachlich wirkende Manager eine durchaus emotionale Verbindung: „Ich habe ja in der Schule selbst auf den Stühlen unserer Firma gesessen.“ Naturgemäß hätte er das Mobiliar ebenso wie die Schule während der Pubertät eher uncool gefunden, gibt er zu. „Andererseits verbinden wir alle unglaublich viele Erlebnisse mit diesen Möbeln: von der ersten Liebe bis zur schlimmsten Mathearbeit. Die Möbel waren stets dabei.“
Der tiefere Sinn des Unternehmens
Stolz ist Philipp Müller aktuell auf das dreibeinige Leichtgewicht „Stakki“, ein Entwurf des Designers Martin Ballendat. Der in einem Stück gefertigte Stuhl mit seiner dreieckigen Sitzfläche wurde 2020 unter anderem gleich zwei Mal mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet. Doch nicht nur Auszeichnungen und Profitabilität treiben den Vater eines zweijährigen Sohns an, sondern auch der tiefere Sinn seines Unternehmens: „Bildung ermöglicht es Menschen, etwas aus ihrem Leben zu machen und so auch unsere Gesellschaft mitzugestalten. Wir liefern zwar nicht die pädagogischen Konzepte, sorgen aber dafür, dass Schülerinnen und Schüler beim Lernen bestmöglich sitzen. Und da wir heute vom lebenslangen Lernen sprechen, gilt das auch für die moderne Arbeitswelt. Dass Hapag-Lloyd uns dabei logistisch zur Seite steht – umso besser!“
Der tiefere Sinn des Unternehmens
Stolz ist Philipp Müller aktuell auf das dreibeinige Leichtgewicht „Stakki“, ein Entwurf des Designers Martin Ballendat. Der in einem Stück gefertigte Stuhl mit seiner dreieckigen Sitzfläche wurde 2020 unter anderem gleich zwei Mal mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet. Doch nicht nur Auszeichnungen und Profitabilität treiben den Vater eines zweijährigen Sohns an, sondern auch der tiefere Sinn seines Unternehmens: „Bildung ermöglicht es Menschen, etwas aus ihrem Leben zu machen und so auch unsere Gesellschaft mitzugestalten. Wir liefern zwar nicht die pädagogischen Konzepte, sorgen aber dafür, dass Schülerinnen und Schüler beim Lernen bestmöglich sitzen. Und da wir heute vom lebenslangen Lernen sprechen, gilt das auch für die moderne Arbeitswelt. Dass Hapag-Lloyd uns dabei logistisch zur Seite steht – umso besser!“