Seit dem 1. November ist NileDutch nicht mehr mit dem Logo auf ihren Bill of Ladings zu sehen. Die Führung unseres Afrikahandels mag für unsere Kunden von NileDutch allerdings bekannt sein, denn Jan Willem de Braal, ehemals Chief Operating Officer (COO) und damit Mitglied des Vorstands von NileDutch, ist seit dem 1. Oktober als Senior Director für den Africa Trade zuständig. Damit übernimmt er eine wichtige Rolle beim Ausbau des Afrika-Geschäfts von Hapag-Lloyd.
Sie übernehmen eine neue Funktion. Können Sie uns bitte ein wenig darüber erzählen?
Das Afrika-Geschäft wird zu einem eigenständigen Trade – das ist ein großes Kompliment für uns. Ich freue mich, diesen neuen Trade aus der Perspektive des Trade Managements zu leiten. Und ich hoffe wirklich, dass ich von meiner Position aus der Afrika Community helfen kann, an Dynamik zu gewinnen und das Geschäft auszubauen. Ich freue mich sehr, dass ich auch nach dem Merger noch im Zentrum des Geschehens stehe.
Wie fühlen Sie sich dabei, dass Ihr altes Unternehmen in ein neues Unternehmen übergeht und dessen Namen annimmt? Sind Sie traurig, dass der Markenname NileDutch nach und nach verschwindet?
Was die Menschen und die Standorte betrifft, bin ich schon etwas traurig, diese Familie, die wir waren, zu verlieren. Ich hatte das Glück, viel reisen zu können und all diese Menschen kennenzulernen. So hat sich ein Familiengefühl entwickelt. Aber nicht nur aus geschäftlicher, sondern auch aus persönlicher Sicht war der Merger mit Hapag-Lloyd eine logische Konsequenz. So wie sich der Markt verhält, wäre es für NileDutch auch schwierig geworden, eigenständig zu bestehen, da wir keine eigenen Schiffe hatten und Charterschiffe inzwischen sehr teuer geworden sind. Hinzu kommt das Thema Digitalisierung, bei dem NileDutch ein wenig im Rückstand war. Der Merger stellt sicher, dass wir weitermachen können und die Möglichkeit haben, erfolgreich zu sein. Alle Menschen an den NileDutch-Standorten sind Hapag-Lloyd gegenüber positiv eingestellt.
Wir haben in den letzten Jahren einige eigene Büros in Afrika eröffnet. NileDutch verfügt über umfangreiche Erfahrung – vor allem in Westafrika. Welches Potenzial hat Westafrika für uns?
In vielen afrikanischen Ländern werden die Geschäfte von einheimischen und internationalen Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund geführt. Das mag ich sehr. Westafrikanische Länder wie die Demokratische Republik Kongo haben viel Potenzial, aber auch erhebliche politische und soziale Probleme. Dennoch wächst die Wirtschaft – und das trotz der Pandemie! Angola hat ein ähnlich hohes Potenzial. NileDutch war immer als Angola-Spezialist bekannt. Angola hatte in den letzten sechs bis sieben Jahren ungünstige wirtschaftliche Bedingungen. Seit 2017 gibt es jedoch einen neuen Präsidenten, der hart daran arbeitet, die Situation zu verbessern. Wir erwarten für 2022 einen positiven Aufschwung in Angola, von dem wir sicherlich profitieren werden. In Kamerun war es für uns in den vergangenen zehn Jahren schwierig zu agieren. Seit der Eröffnung des neuen Hafens von Kribi läuft es viel besser, aber als Hapag-Lloyd werden wir hier noch erfolgreicher werden.
Viele Wirtschaftsexpert:innen sagen voraus, dass Afrika als Region in den kommenden Jahren einen Aufschwung erleben wird. Was sind die entscheidenden Hindernisse, die Afrika überwinden muss?
Trotz der Investitionen in Häfen und Infrastruktur auf dem Kontinent gibt es noch viele Herausforderungen. Oft sind es die administrativen Abläufe, die es den Investoren schwer machen. Die Infrastruktur ist vielerorts noch stark verbesserungsbedürftig – und ich beziehe mich hier nicht nur auf den Transport, sondern auch auf die Stromversorgung und die Internetanbindung. Es würde Afrika zudem zugutekommen, mehr zu produzieren und zu verarbeiten, statt fertige Waren zu importieren. Auch das Bildungssystem ist vielerorts verbesserungswürdig. Ein einfacher Zugang zu Bildungseinrichtungen würde bessere Bedingungen für alle schaffen. Für den Kontinent und für uns als Transportunternehmen wäre es von Vorteil, wenn es mehr Handel zwischen den afrikanischen Ländern und mehr Exporte gäbe.
Welche entscheidenden Herausforderungen sehen Sie im Moment?
Derzeit helfen wir den Kund:innen von NileDutch, sich an die Veränderungen zu gewöhnen, die mit dem Merger zusammenhängen. Das Kundenfeedback, das wir erhalten haben, ist positiv. Viele der großen Kund:innen von NileDutch haben bereits mit Hapag-Lloyd zusammengearbeitet und kennen die Arbeitsweise des Unternehmens. Aber wir müssen uns auch um diejenigen kümmern, die bisher noch nicht mit Hapag-Lloyd zusammengearbeitet haben. Wir haben die entsprechenden Kund:innen aufgelistet und managen den Integrationsprozess. Das Wichtigste für uns ist, sicherzustellen, dass die Kund:innen von NileDutch ihre Geschäfte weiterführen können. Jeder der Kund:innen von NileDutch hat Verständnis für den Merger mit Hapag-Lloyd. Sie wissen, dass dies eine positive Veränderung ist und dass sie davon profitieren werden.