Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) ist weltweit das größte Erzeugerland von Rohkakao – der wichtigsten Zutat für Schokolade. Doch bevor uns die braunen Bohnen als Schokoladenriegel oder in pulverisierter Form im heißen Milchgetränk den Alltag versüßen, haben sie nicht nur eine lange Seereise hinter sich. Unser Schweizer Kunde Barry Callebaut, führender Hersteller von hochwertigen Schokoladen- und Kakaoprodukten, zeigt uns die faszinierende Verwandlung des Kakaos – vom Kakaobaum im ivorischen Regenwald bis zur produktionsfertigen Kakaobutter.
Auf den Spuren des Kakao, dem wichtigsten Exportgut und wertvollsten Rohstoff der Elfenbeinküste, verlassen wir die pulsierende Hafenmetropole Abidjan und tauchen bereits an deren Stadtgrenzen in einen faszinierenden Lebensraum: den ivorischen Regenwald. Hier ist es ganzjährig warm, Temperaturen fallen nie unter 20 Grad Celsius und es regiert eine Farbe: grün. Dank seiner idealen klimatischen Bedingungen behütet er auch den wahren Schatz des westafrikanischen Landes: den anspruchsvollen Kakaobaum.
Schon vor über 3.000 Jahren galt Kakao bei den Mayas als Sinnbild für den Kreislauf des Lebens, dessen Genuss seelenwärmende Wirkung nachgesagt wurde und euphorische Glücksgefühle auslösen sollte. „Seinen Ursprung hat Kakao in Südamerika, durch die Kolonisation kamen die Bäume auch zu uns nach Westafrika“, erklärt uns Fabricio Blini der bei Barry Callebaut das operationelle Afrikageschäft leitet. Heute werden jährlich etwa 3,6 Millionen Tonnen Kakao weltweit produziert, ein Drittel davon liefert Barry Callebaut. Angebaut wird er auf zahlreichen Plantagen im Landesinneren, unter anderem auf dem 44.500 Hektar großen Areal in Tiassalé, 123 Kilometer nordwestlich von Abidjan.
Dort empfängt uns Kakaobauer Kone und berichtet, dass Kakaobäume sehr sensibel sind und besondere Pflege brauchen. Wie bei gutem Wein, beeinflussen Klima und Boden der Plantage den Geschmack des Produktes enorm. Botanisch betrachtet, sind sie eine Besonderheit. Ihre bunten Früchte wachsen bereits ab Knöchelhöhe am Stamm. „Farbe und Größe geben Hinweis auf die Kakaosorte und den Reifegrad der Früchte“, erklärt Kone. An seinen Bäumen leuchten die reiferen bis zu 25 Zentimeter langen und ein Pfund schweren ovalen Früchte in gelb, orange und sogar violette. Die unreifen Früchte heben sich kaum von der Farbe ihrer Blätter ab.
Erntezeit ist in Côte d'Ivoire zweimal pro Jahr. Während der Hauptsaison von Oktober bis März und in der Nebensaison zwischen Mai und August. „Timing ist der wichtigste Faktor bei der Ernte“, weiß Kone aus langjähriger Erfahrung. In aufwändiger, individueller Handarbeit, löst er die reifen Früchte vorsichtig vom Baum. Die harte Schale öffnet er behutsam mit einer Machete, und deckt das cremefarbene, saftig-süße Fruchtfleisch der frischen Bohnen auf, in das bis zu 50 Samen eingebettet sind. Die schokoladentypischen Aromastoffe entwickeln sich erst bei der mehrtägigen Fermentation, die Issaka Zerbo im nahegelegenen Warehouse durchführt. Anschließend trocknet er die fermentierten Bohnen bei gleichmäßiger Belüftung für 1 bis 2 Wochen in der Tropensonne. Erst jetzt färben sie sich dunkelbraun und schrumpfen auf etwa die Hälfte ihrer ursprünglichen Größe. „Nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich ähneln sie jetzt dem herbsüßen Kakao“, sagt er bevor er die Bohnen in 60 Kilogramm schweren Jutesäcken in die Produktionsstätte nach Abidjan schickt.
In der Abidjaner Kakaofarbik im Stadtteil Marcory angekommen, werden die Bohnen gereinigt, geröstet und anschließend gemahlen. Das Ergebnis – Kakaomasse - wird weiter verarbeitet zu Kakaobutter und Kakaopulver (Kakaopresskuchen) und für den Export präpariert. Supply Chain Direktor Oscar Kouassi, führt uns durch das große Warenlager, wo die fertigen Kakaoprodukte maximal eine Woche zwischengelagert werden. Auch an den Weitertransport in Containern stellt die zeitkritische Commodity Kakao höchste Qualitätsansprüche. Daher zählt Barry Callebaut auf die gute und enge Zusammenarbeit mit Hapag-Lloyd. „Der WAX-Dienst ist für uns ideal“, sagt Kouassi. „Die Qualität unserer Kakaobohnen profitiert enorm von den geringen Transitzeiten“, fährt er fort. Gleichbleibende Temperaturen in unseren Container verhindern, dass die Bohnen „schwitzen“.
Aus Westafrika liefert Barry Callebaut mehr als ein Fünftel aller globalen Kakaoprodukte - davon jährlich ein Drittel mit unserem WAX-Dienst. „Ohne Hapag-Lloyd könnten wir die Welt nicht mit Schokolade versorgen“, sagt Operations Director Fabricio Blini. „Wir sind sehr zufrieden mit der Qualität des Equipments von Hapag-Lloyd, die Quantität könnte aus unserer Sicht gern noch mehr sein“, fährt er augenzwinkernd fort.
Konsumiert wird Kakao in seiner veredelten Form allerdings vorwiegend außerhalb seiner Erzeugerländer. „Aus Abidjan transportieren wir jährlich 40.000 TEU, hauptsächlich nach Europa, Südostasien und in die USA“, so Blini. Auch wenn an dieser Stelle die Verarbeitung im Anbauland endet, ist die Arbeit für Barry Callebaut damit noch lange nicht vorbei. Denn mit der Ankunft der sensiblen Passagiere im Firmenhauptsitz in der Schweiz werden die Kakaoprodukte zu edler Schokolade verarbeitet. So erfahren die Schätze aus Côte d'Ivoire ihren höchsten Wert erst 6000 Kilometer von ihrer Heimat entfernt.