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Der Krieg und seine Folgen für Hapag-Lloyd

Der Krieg in der Ukraine stellt die gesamte Logistikindustrie vor große Herausforderungen. Auch Containerreedereien sind von Einschränkungen betroffen – unter ihnen Hapag-Lloyd.

Unmittelbar nach Kriegsbeginn hatte Hapag-Lloyd, als erste Linienreederei weltweit, einen sofortigen Buchungsstopp für die Ukraine und für Russland verhängt. Zugleich wurde ein Krisenstab eingerichtet, der alle mit dem Krieg zusammenhängenden kommerziellen und operativen Themen erörtert und entsprechende Maßnahmen umsetzt. Er besteht aktuell aus 25 Mitarbeiter:innen aus den verschiedensten Unternehmensbereichen in Hamburg, Gdansk, Dubai und Genua. Vorherrschendes Thema derzeit: die etwa 9.000 Container, die vor dem Buchungsstopp schon auf Schiffen von Hapag-Lloyd nach Russland oder der Ukraine unterwegs waren.

Im Krisenstab müssen wir streng prüfen, ob die Ladung den aktuellen Sanktionsregelungen entspricht. So dürfen beispielsweise keinerlei Hightech- oder Dual-Use-Goods nach Russland eingeführt werden. Zudem muss geprüft werden, ob es sich bei den Empfängern der Waren um sanktionierte Personen handelt. Wenn als Empfänger eines Containers in unserer Dokumentation eine Firma in Russland auftaucht, die einer sanktionierten Person zugeordnet werden kann, weil diese Eigentümer oder beteiligt ist, gibt es einen so genannten „Red Alert“, und der Container geht zurück an den ursprünglichen Ablader.

Derzeit lagern viele Container mit dem Ziel Ukraine oder Russland in Terminals verschiedener europäischer Häfen – hauptsächlich in Constanta (Rumänien) und Istanbul (Türkei), sowie in Hamburg und Rotterdam, aber teilweise auch in baltischen Ländern. Damit sind erhebliche Herausforderungen verbunden, denn die Kapazität der Häfen ist knapp, und zusätzliche Container blockieren wertvolle Stellplätze. Zusätzlich fallen bei der Lagerung erhebliche Kosten an, bei denen es gilt, eine Lösung zu finden, bevor diese Kosten den Warenwert übersteigen. Besonders kritisch ist dies bei Reefer-Containern (also Container mit Kühlware), da diese für gewöhnlich rasch verderbliche Lebensmittel enthalten.

Die Container, die nun in den Häfen stehen, wurden bereits einem umfassenden Screening Prozess unterzogen, um festzustellen, ob es sich bei den Auslieferungen um sanktionierte Ware handelte oder nicht. In den kommenden Wochen werden ca. 1800 Container via 3rd Party Feeder nach St. Petersburg geliefert, bei denen es sich um nicht sanktionierte Sendungen handelt. Aufgrund des Krieges haben wir die Lieferungen nach Odessa sofort eingestellt. Kein Schiff läuft mehr Odessa an, daher können die Container nicht mehr auf dem Seeweg in die Ukraine geliefert werden. Buchungen von und nach Russland und Weißrussland, die nach dem Krieg wirksam wurden, wurden bis auf weiteres gestoppt.

Neben dem kommerziellen und operativen Krisenstab hat Hapag-Lloyd auch einen humanitären Krisenstab eingerichtet. Dieser kümmert sich um die in der Ukraine verbliebenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens. Einige von ihnen haben das Land bereits verlassen und nehmen die Möglichkeit wahr, in anderen europäischen Büros von Hapag-Lloyd zu arbeiten, zum Beispiel in Izmir. Viele der 20 ukrainischen Beschäftigen in Odessa wollen das Land jedoch nicht verlassen, da sie ihren Platz in der Heimat sehen und bei ihren Familienangehörigen bleiben möchten.

Der humanitäre Krisenstab kümmert sich auch um kostenlose oder stark vergünstigte Containertransporte mit Hilfsgütern, unter anderem für die Vereinten Nationen. Darüber hinaus beteiligt sich Hapag-Lloyd an LKW Transporten mit Hilfsgütern direkt in die vom Krieg betroffenen Gebiete in der Ukraine. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hapag-Lloyd haben zudem Geflüchtete zuhause aufgenommen. Mit einer Spende hat das Unternehmen außerdem die Hilfsaktivitäten der Organisation „Hanseatic Help“ in Hamburg unterstützt.