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Der Fußball ist ein Pakistani

Toooooooor! Der Ball landet im linken oberen Eck des Tors. Zehntausende im Stadion reißen die Arme hoch und jubeln. Den Torschützen kennen sie alle. Den Ball kennt keiner. Und wer hätte es gedacht: Er kommt aus Sialkot in Pakistan

Sialkot ist eine alte Industriestadt im nordöstlichen Pakistan – nahe der Grenze zu Indien. Berühmt wurde die 650.000-Einwohner-Stadt als Weltmetropole des Fußballs. Bis zu 50 Millionen Bälle werden hier jedes Jahr hergestellt – unter anderem in der Fabrik von Forward Sports.

Eigentlich hatte ihr Ceo Khawaja Masood Akhtar Bauingenieurwesen studiert. Fußball? Kein Interesse. Aber dann wurde der Ball schließlich doch völlig unerwartet das bestimmende Thema seines Berufslebens. In der Fabrik seines Onkels startete seine Laufbahn. Zu diesem Zeitpunkt wurden Fußbälle noch aus Rindsleder hergestellt. „Ich habe damals viel und schnell gelernt. Rindsleder ist ein ausgesprochen schwieriges Material für die Produktion von Fußbällen, denn der Gerbungs- und Dehnungsprozess des Leders ist ungemein aufwendig, um hochwertige Bälle daraus zu machen.“ 1990 dann der Einschnitt: „Genug gelernt“, sagte der Onkel. „Jetzt machst du deine eigene Fabrik auf.“ Und so geschah es.

Khawaja Masood Akhtar, CEO von Forward Sports

In den 80er-Jahren änderte sich der komplette Herstellungsprozess: Verschiedene Arten von Kunstleder kamen auf, und der Fußball aus echtem Leder segnete das Zeitliche. „Nur noch ganz besondere Unikate werden heute aus Rindsleder hergestellt. Kunstleder ist viel einfacher zu verarbeiten“, sagt Akhtar.

Der Fussball von Heute ist ein Hochtechnologieprodukt. Rund 15 Millionen Fußbälle wird Forward Sports in seiner Fabrik 2022 – dem Jahr der Weltmeisterschaft in Katar – herstellen. Eine hochprofessionelle Forschungs- und Entwicklungsabteilung arbeitet an permanenten Verbesserungen der Bälle. Ein Testlabor setzt die Bälle unter Dauerstress: Wir sehen eine Maschine, die alle zehn Sekunden einen Ball mit großer Geschwindigkeit gegen eine Wand schießt, wir sehen, wie eine Maschine einen Ball von allen Seiten mit massivem Druck zusammenquetscht. Und wir sehen Fußbälle, die Dauerbewässerung ausgesetzt werden. Höchste Qualität ist Trumpf. Wen wundert es da, dass ein Weltunternehmen wie Adidas auf die Produkte von Forward Sports setzt. Millionen Bälle lässt allein Adidas hier Jahr für Jahr produzieren.

Video: Im Testlabor werden die Bälle einer ständigen Belastung ausgesetzt

Akhtar setzt auf Nachhaltigkeit bei der Produktion: „Wir machen das nicht, weil ein Kunde uns darum bittet. Wir sind fest davon überzeugt, dass es für alle gut ist: für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Fabrik, für unsere Kunden und letztlich für die gesamte Umwelt.“ Ein eigenes Team für Nachhaltigkeitsprojekte arbeitet beispielsweise daran, bei der Produktion massiv Wasser einzusparen, Materialien zu recyceln oder den Verbrauch von Lösungsmitteln massiv zu reduzieren – oder möglicherweise ganz zu ersetzen.

Nachhaltigkeit ist für Akhtar aber nicht nur ein verantwortungsvoller Blick auf Gesellschaft und Umwelt, sondern auch der Blick nach innen, auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber das ist nicht das einzige soziale Projekt, auf das sich das Unternehmen konzentriert. „Mittlerweile beschäftigen wir 6.000 Menschen. Wir haben in den letzten Jahren sehr stark dafür gekämpft, dass wir auch Frauen beschäftigen dürfen. Warum? Auch wenn die pakistanische – männlich dominierte – Kultur noch sehr patriarchalisch denkt und handelt: Wir glauben an die Gleichberechtigung der Geschlechter.“ Obwohl es Frauen in Pakistan verboten ist, in Fabriken zu arbeiten, hat sich Akhtar durchgesetzt und eine jahrzehntelange Männer-domäne durchbrochen: „Wir haben für Frauen in unseren Fabriken ein sehr respektvolles und diskriminierungsfreies Umfeld geschaffen.“ Dutzende von Bussen holen die Mitarbeiterinnen an ihren Wohnorten ab und bringen sie nach der Arbeit nach Hause. Zudem wird Verpflegung angeboten – und die Möglichkeit, ein Familienmitglied mit zur Arbeit zu bringen.

Video: Ein hochwertiges Produkt - Mitarbeiter nähen die Einzelteile von Hand zusammen

Akhtar selbst liebt Fußball, und besonders dann, wenn einer seiner Bälle im Spiel ist. „Es ist schon sehr emotional für mich, wenn ich sehe, dass ein spannendes Weltmeisterschaftsspiel mit einem unserer Bälle gespielt wird. Und es ist natürlich auch eine riesige Verantwortung: Denn wir wollen, dass die Spieler gern und leidenschaftlich mit unserem Ball spielen. Ein Ball kann tatsächlich spielentscheidend sein“, sagt er. Auch nach fast 40 Jahren sei es immer noch sehr emotional für ihn, einen nagelneuen Ball für eine Weltmeisterschaft in Händen zu halten.

Aber die WM-Bälle sind nicht die einzigen Premium-Bälle, die Forward Sports in Sonderauflage herstellt. Im Jahr 2022 wird es einen weiteren Ball geben, der kein anderes Logo als das von Hapag-Lloyd trägt. „Wir sind sehr stolz, Hapag-Lloyd zum 175-jährigen Jubiläum eine Sonderedition zu widmen, und wir gratulieren von ganzem Herzen zum Geburtstag. Ohne Sie wären wir nicht in aller Welt präsent. Danke für die jahrelange Zusammenarbeit“, verabschiedet er seine Gäste.

Zum Schluss können wir uns eine Frage nicht verkneifen: Wer ist sein liebster Fußballclub – und wer sein liebster Spieler aus den letzten Jahrzehnten? Akhtar legt die Stirn in Falten und überlegt. Dann antwortet er verschmitzt: „Fußball heißt für mich Deutsche Bundesliga – und da vor allem Bayern München. Und für mich ist und bleibt Franz Beckenbauer der beste und talentierteste Spieler der Welt.“

Beliebtes Portfolio: Forward Sports belieferte Adidas mit Bällen für die Weltmeisterschaften 2006, 2014 und 2018

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