Sonnenblumen, Raps & Co. sind die Basis für Speiseöl, wie es in vielen Küchen verwendet wird. Recycelt und aufbereitet dient es als emissionsarmer Biokraftstoff zum Antrieb von Containerschiffen. Klingt nach Zukunft, ist aber bereits Realität
Bereits heute sind 71 von 251 Schiffen unserer Flotte in der Lage, mit Biokraftstoff zu fahren. Im konkreten Einsatz taten dies im vergangenen Jahr 24. Im Hafen von Rotterdam wurde die „Al Nefud“ (18.000 TEU) 2020 als erstes Hapag-Lloyd-Schiff mit dem alternativen Kraftstoff betankt. Den Kurs auf Klimaneutralität einzuschlagen schien für die Schiffsriesen auf unseren Weltmeeren lange nicht leicht – basiert doch ihr Antrieb traditionell auf Schweröl. Schweröl ist ein Abfallprodukt aus Ölraffinerien und entsprechend emissionsintensiv.
Das Schweröl wird nun durch ein Abfallprodukt der Lebensmittelindustrie ersetzt: Altspeiseöl oder sogenanntes Brown Grease. Dies bringt eine weitaus positivere Emissionsbilanz mit. Pflanzliche Speiseöle, wie sie beispielsweise beim Frittieren verwendet werden, sind klimaneutral, weil bei ihrer Verbrennung nur so viel CO₂ reigesetzt wird, wie vorher von den Herkunftspflanzen für ihr Wachstum aus der Atmosphäre absorbiert wurde. Dieses Nullsummen-Ergebnis steht für Kohlenstoffneutralität.
Altspeiseöl, das sonst als Abfall entsorgt würde, wird nach seinem Einsatz in Großküchen oder anderen gastronomischen Großbetrieben recycelt und in einem chemischen Prozess zu Treibstoff umgewandelt. Durch Reaktion des Altspeiseöls mit Methanol entsteht Fettsäuremethylester (Biodiesel). Der emissionsarme Kraftstoff wird anschließend konventionellem Kraftstoff (Schweröl) mit bis zu 30 Prozent beigemischt. Im Vergleich zu reinem Schweröl senkt dieses Gemisch die Treibhausgasemissionen um bis zu 26 Prozent. Mehr als 120.000 Tonnen Biokraftstoff haben wir 2022 eingekauft, um unseren Kunden einen nachhaltigeren Seetransport anbieten zu können und letztlich gemeinsam mit ihnen auch ihre Klimabilanz zu verbessern. Erste Partnerschaften sind erfolgreich angelaufen, wie unsere Kooperation mit DHL Global Forwarding seit Juli 2022. Für die Verschiffung von zunächst 18.000 TEU des DHL-Seefrachtvolumens kommen Biokraftstoffe zum Einsatz. Dadurch wird der Ausstoß an CO₂-Emissionen um 14.000 Tonnen reduziert. Eine ähnliche Vereinbarung entstand wenig später mit Bolloré Logistics, wodurch bis Ende 2022 CO₂- Emissionen von rund 1.500 Tonnen eingespart werden konnten. In die Kalkulation der Ersparnisse sind neben dem direkten Schadstoffausstoß beim Schiffsbetrieb auch die vorgelagerten Emissionen aus der Produktion, dem Transport und dem Vertrieb des Kraftstoffs eingeflossen.
Weitere Kooperationen folgten, etwa mit der Digitalspedition Forto und jüngst mit dem größten Nahrungsmittel- und Getränkehersteller der Welt, Nestlé. Die Getränkesparte des Konzerns verschifft seit Februar 2023 14.000 TEU seines Frachtvolumens auf den Routen in die USA, Kanada und Mexiko mit dem nachhaltigen Kraftstoff. Außerdem nutzt die Nespresso- Abteilung die Transportlösung für den Kaffeeimport und -export.
Die Abkehr von fossilen Kraftstoffen ist der Weg in eine klimaneutrale Zukunft. Unser Ziel ist, bis 2030 die Intensität der CO₂-Emissionen unserer gesamten Flotte um 30 Prozent zu senken und bis 2045 klimaneutral zu sein. Künftige alternative Kraftstoffe und natürlich der Schiffsneubau werden bei der Erreichung unserer ambitionierten Nachhaltigkeitsziele eine zentrale Rolle spielen. Die Verwendung von Dual-Fuel-Motoren, die für den Betrieb von herkömmlichen sowie alternativen Treibstoffen ausgerüstet sind, öffnen neue Einsatzmöglichkeiten. Der erste der zwölf von uns bestellten Neubauten mit Dual-Fuel- Antrieb wird voraussichtlich in diesem Sommer in Dienst gestellt.
Wir tun, was möglich ist, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Was möglich ist, hängt noch stark von der Verfügbarkeit von Biokraftstoffen und dem Fahrtgebiet ab. Derzeit wird unsere Flotte mit Biokraftstoffen mehrheitlich in Rotterdam betankt, seit Sommer 2022 auch in Singapur. Der Bedarf an weiteren Bunkerhäfen, unter anderem im Mittelmeer, in China und an der Ostküste der USA, ist groß. Da die Lieferkapazitäten der Raffinerien beschränkt sind, haben wir Volumenverträge abgeschlossen.
Biokraftstoffe sind ein wichtiger Teil unserer dekarbonisierungsstrategie. Neben den bestehenden Partnerschaften möchten wir weiteren Kunden den Seetransport mit Alternativkraftstoffen ermöglichen, um so ihre Lieferketten nachhaltiger zu gestalten. Darum werden wir noch in diesem Jahr weltweit die Verschiffung mit Biokraftstoff als zubuchbare Option zur Verfügung stellen.
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