20190702_News_Kachel_IMO_02.png

IMO2020: Was die Schifffahrt jetzt leisten muss, um zum 1. Januar konform zu sein

Ab dem 1. Januar 2020 dürfen alle Schiffe weltweit nur noch Treibstoff mit einem Schwefelgehalt von maximal 0,5 Prozent nutzen – das ist die Vorgabe der globalen Treibstoffvorgabe IMO2020. Ab 1. März darf kein Schiff mehr Treibstoff mit hohem Schwefelgehalt an Bord haben. Ausgenommen sind allein Schiffe mit Abgasreinigungssystemen. Um zum Jahreswechsel konform zu sein und um den schwefelhaltigeren Treibstoff rechtzeitig zu verbrauchen, müssen Reedereien schon jetzt eine Reihe an Vorbereitungen treffen. Das ist aufwändig und kostenintensiv.

IMO2020 bedeutet einen großen Umbruch für die gesamte Schifffahrtsindustrie: Der Wechsel von Treibstoff mit einem Schwefelgehalt von 3,5 Prozent auf schwefelarmen Treibstoff ist komplex. „Es lässt sich nicht einfach ein Schalter zum Jahreswechsel umlegen – jedes einzelne Schiff muss genau unter die Lupe genommen werden, um den bestmöglichen Wechsel je nach Bauweise zu eruieren“, so Richard von Berlepsch, Managing Director Fleet Management bei Hapag-Lloyd. „Daher arbeiten gerade eine Vielzahl von Abteilungen rund um den Flottenbetrieb bei Hapag-Lloyd an diesem Thema.“

Die Herausforderung: Schwefelarmer und schwefelhaltiger Treibstoff sind nicht in allen Fällen kompatibel. Würde man also einfach schwefelarmen Treibstoff nachfüllen, könnten die beiden Brennstoffe miteinander reagieren und im schlechtesten Falle stocken, also fest werden. Würde das passieren wären Leitungen und Filter verstopft und die Motorenanlage würde ausfallen. Vor dem Wechsel müssen also die Tanks gesäubert und die Rohrsysteme durchgespült werden. Dafür jedes Schiff ins Dock zu schicken, ist jedoch zeitlich und vor allem finanziell nicht praktikabel.

Unter der Annahme, dass die Preisdifferenz zwischen schwefelreichem Treibstoff (HSFO) und schwefelarmem Treibstoff (LSFO 0,5%) 250 US-Dollar pro Tonne bis 2020 betragen wird, erwartet Hapag-Lloyd zusätzliche Kosten von rund 1 Milliarde US-Dollar in den ersten Jahren.

Die Reinigung von Bord ist extrem kostenintensiv. Manuelles Reinigen der Tanks muss gegebenenfalls von externen Dienstleistern übernommen werden. Reinigung durch chemische Zusätze kann ein Weg sein, hat aber auch Risiken.

Unabhängig von der Art und Weise der Reinigung läuft es jedoch für fast alle Schiffe darauf hinaus, dass die Tanks quasi leer gefahren werden müssen. So lässt sich vermeiden, ein Restbestand von Schweröl an Bord zu behalten. Doch auch das muss sorgfältig geplant werden – denn der Wechsel von Schweröl auf schwefelarmen Treibstoff ist jeweils abhängig vom Tank- und Rohrsystem. Während insbesondere größere Schiffe mehrere Setztanks haben, von denen man zu einem Stichtag von schwefelhaltigem auf schwefelarmen Treibstoff umschalten kann, haben manche Schiffe nur einen Setztank. Hier müssen Reinigung und Bunkern also besonders präzise geplant werden.

Damit der Übergang klappt, erhält jedes Schiff einen Ship implementation Plan (SIP). Ebenso gibt Hapag-Lloyd eine Richtlinie an die Eigner seiner gecharterten Schiffe unter anderem mit dem frühestmöglichen Datum für die Umstellung, den Fahrplänen für das vierte Quartal und den Bunker-Häfen für die Umstellung inklusive möglicher Alternativen und Notfall-Häfen. Denn es kann immer mal vorkommen, dass ein Schiff schneller fahren muss, um eine Fahrplanverspätung aufzuholen – und dementsprechend auch mehr Treibstoff verbraucht. Dann ist der vorgesehene Zeitplan zum Wechsel von schwefelhaltigem- auf schwefelarmen Treibstoff nicht zu halten. Ebenso wenn ein Schiff vor Anker an einem Hafen auf die Einfahrt warten muss und somit eine Fahrplanverspätung aufbaut. Alle diese Eventualitäten gilt es akribisch zu berücksichtigen.

Es ist geplant alle Schiffe rechtzeitig im vierten Quartal mit dem neuen schwefelarmen Treibstoff zu versorgen. Die tatsächliche Umstellung des Betriebes soll dann so spät wie möglich im Dezember erfolgen.

All diese umfangreichen Maßnahmen dienen dazu, die zusätzlichen Kosten gering zu halten und mögliche Störungen im Fahrplan zu minimieren – damit die Ware der Kunden wie geplant zur Zieldestination gebracht werden kann.

Back to Top