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Alles nach Fahrplan – trotz Wind, Wetter und unvorhergesehen Ereignissen

Unberechenbare externe Faktoren, wie die anhaltenden winterlichen Wetterbedingungen und die rasante Verbreitung des Covid-19 Virus, stellen unsere Fahrpläne aktuell vor besondere Herausforderungen. Die Experten aus dem Regional Coordination Committee (RCC) Europe erzählen von ihren ereignisreichen Erlebnissen der letzten drei Monate und berichten, wie es ihnen trotz erschwerter Bedingungen gelungen ist, dass unsere Schiffe ihren Zielhafen weitestgehend ohne Verspätung erreichen.

An diesem Wintermorgen scheinen vereinzelt ein paar Sonnenstrahlen durch die Fenster des Großraumbüros in der dritten Etage des Hamburger Ballindamm, dem Hauptsitz von Hapag-Lloyd. Um die Bildschirmmonitore versammelt, verfolgt das fünfer Team des RCC Europe die aktuellen Positionen der mehreren Hundert Schiffe aus ingesamt 35 Diensten, die zu diesem Zeitpunkt auf unseren Routen aus allen Teilen der Welt nach Europa unterwegs sind.  „Jeden Morgen verschaffen wir uns einen Überblick über die aktuelle Lage“, erzählt Ann-Kathrin Lichy. „So wissen wir genau, wo sich unsere Schiffe gerade befinden und vor allem, ob sie auch nach Plan unterwegs sind.“  

Von rechts nach links: RCC Teamkollegen Ann-Kathrin Lichy, Ina Nissler, Marten Jasper, Ulf-Erik Warner und Niels Benecke

Als Hüter der Fahrpläne sorgen die Kollegen des RCC zusammen mit unseren Stauplanern und den Kollegen in den Hafenbüros europaweit dafür, dass unsere Schiffe möglichst pünktlich unterwegs sind. Dafür müssen sie potenzielle Engpässe und Risiken für Terminverzögerungen so früh wie möglich vorhersehen und Verspätungen rechtzeitig entgegensteuern. „Wir sind rund um die Uhr im Einsatz, auch am Wochenende“, sagt Marten Jasper. Dass er arbeitet, wenn andere Kollegen frei haben, stört ihn nicht. “Jeder Tag steckt voller Bewegung, da vergeht die Zeit schnell”, fährt er fort. 

Durch strategische Planung kann das Team langfristig bekannte Terminverzögerungen häufig minimieren, die zum Beispiel durch lokale Feiertage verursacht werden. Aber nicht alles lässt sich im Voraus planen. „Am häufigsten kommt uns tatsächlich das Wetter in die Quere“, sagt Ina Nissler. „Durch die widrigen Witterungsbedingungen und Stürme sind die Wintermonate besonders unberechenbar“.  

Auch unerwartete technische Probleme am Schiff oder Kranausfälle an den Terminals können wertvolle Zeit kosten. Nicht selten kommen gleich mehrere Sondersituationen zusammen, die Dominoeffekte entlang der Transportkette auslösen. Für unser RCC Team gilt es daher abzuwägen: Wie können Zeitverzögerungen auch unter Berücksichtigung der Kundenbedürfnisse am effektivsten aufgeholt werden? 

Um die bestmögliche Entscheidung zu treffen, müssen die Kollegen neben lokalen Gegebenheiten auch die Kapazitäts- und Geschwindigkeitsgrenzen des jeweiligen Schiffes berücksichtigen. Auch die speziellen Anforderungen der Ladung spielen eine wichtige Rolle. Sind zum Beispiel temperaturempfindliches Obst und Gemüse in Reefercontainern an Board, so ist diese Ladung besonders zeitkritisch und hat unter Umständen Vorrang. 

Die Kollegen des RCC setzen auf einen intensiven Austausch mit internen und externen Stakeholdern und auf deren Expertenmeinung. Teamwork ist essentiell.  „Die finale Entscheidung treffen wir stets in enger Abstimmung mit anderen Fachabteilungen, externen Partnern und den Terminals vor Ort - meistens per E-Mail oder telefonisch“, erläutert Ulf-Erik Warner. Das RCC steht dazu intern in engem Austausch mit dem Trade Management und der globalen Abteilung Network & Cooperations. Auch mit der neu gegründeten Abteilung Voyage Control arbeitet das RCC eng zusammen, welche die größten Dienste auch auf Rundreisebasis monitort. Zudem findet immer eine enge Abstimmung mit den Partnerredereien auf dem jeweiligen Dienst statt.

Aufgrund der Streiks in Frankreich um die Jahreswende 2019/2020 kam es wegen Überlastungen und Schließung zu vielen Verspätungen in verschiedenen Häfen, unter anderem in Fos-sur-Mer (Marseille) und Le Havre. Auf langen Strecken lässt sich verlorengegangene Zeit schnell durch höhere Geschwindigkeit einholen. Bei kürzeren Strecken müssen andere Maßnahmen ergriffen werden. Unter anderem gibt es den so genannten cut&run, bei dem ein Abfahrtszeitpunkt festgelegt wird, und die Bearbeitung des Schiffes im Hafen zu diesem Zeitpunkt eingestellt wird. So kann das Schiff zur vereinbarten Zeit im nächsten Hafen sein.  

„Für die “Berlin Express” war diese Methode in Malta die einzige Möglichkeit ihren nächsten planmäßigen Liegeplatz in Genua rechtzeitig am 20.01.2020 morgens zu erreichen “, erinnert Ann-Kathrin Lichy.  Grundsätzlich gibt es auch die Möglichkeit, die Hafenreihe zu ändern, um Verspätungen zu begrenzen. Diese Möglichkeit ist immer von den Terminalkapazitäten abhängig. Der Ausfall eines Hafens wird nur dann praktiziert, wenn es keine andere Alternative gibt und zum Beispiel keine Liegeplätze in absehbarer Zeit zur Verfügung stehen.

Bei sehr heftigen Stürmen muss das Equipment an den Terminals rasch gesichter werden, wie etwa die Brückenkräne unter anderem die Brücken an den Terminals. In diesen Fällen von höherer Gewalt helfen auch die besten (Fahr-) Pläne nicht. Gegen Mutter Natur kommen auch die Kollegen des RCC nicht an.  “Abwarten und Tee trinken lautet dann unsere Devise, dagegen sind wir leider machtlos”, sagt Niels Benecke.


Zurzeit hält die Weltwirtschaft wegen des COVID-19 Virus den Atem an. Häfen, Terminals und Reedereien haben verstärkte Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um ihre Mitarbeiter und Kunden zu schützen. “Die Gesundheit und Sicherheit aller Beteiligten haben jetzt oberste Priorität”, bestätigt Marten Jasper.

“Wir tun alles dafür, dass unsere Schiffe wie gehabt fahren können und unsere Kunden ihre Ladung auch unter diesen besonderen Umständen rechtzeitig erhalten”, sagt Niels Benecke. Dass kein Tag dem anderen gleicht und alles ständig in Bewegung ist, das macht den Alltag für die Kollegen so spannend und einzigartig. Darin sind sich alle fünf einig. Und gerade weil sie tagtäglich so viel Unerwartetes erleben, sind sie besonders stolz, dass sie sich auf eine Konstante stets verlassen können: aufeinander.

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Das RCC Europe ist die zentrale Anlaufstelle für die Fahrplaneinhaltung der großen Liniendienste in allen europäischen Häfen. Vor über 20 Jahren im Rahmen der Grand Alliance ins Leben gerufen, wurde das RCC Europe insbesondere in den letzten drei Jahren ausgeweitet und gestärkt, um den stetig wachsenden operativen Herausforderungen und dem erhöhten Koordinierungsbedarf begegnen zu können. Eine zentrale Rolle spielt nicht nur die Fahrplaneinhaltung selbst, sondern auch die Abstimmung mit den jeweiligen Partnerredereien.