Mit der IMO 2020-Umsetzung hat die Schifffahrt bewiesen, dass auch sie gemeinsam einen großen Schritt hin zu einem geringerem Schwefel-Ausstoß gehen kann. Das nächste Ziel der Branche: CO2-Emissionen reduzieren und damit einen Beitrag zur Verlangsamung der Erderwärmung leisten.
„Bei klimaschonenden Maßnahmen lautet unsere übergeordnete Maxime: möglichst wenig Energieeinsatz für möglichst viel Transportleistung“, sagt Jörg Erdmann, Senior Director Sustainability der Hapag-Lloyd AG. „Das heißt, als Containerreederei mit über 230 Schiffen schauen wir deshalb vor allem auf unsere Flotte. Da können wir am meisten Emissionen reduzieren.“
Da Luft und Klima uns alle betrifft und sich nicht in Unternehmens- oder Ländergrenzen definieren lassen, funktioniert Nachhaltigkeit nur im Austausch: Hapag-Lloyd und andere Branchenvertreter bringen sich aktiv in der Internationalen Maritimen Organisation (IMO) ein und arbeiten konsequent an innovativen Verbesserungen, um die Auswirkungen auf Umwelt und Klima so gering wie möglich zu halten. Die Containerschifffahrt – und mit ihr Kunden und Endverbraucher – kann ihren Beitrag in vier Bereichen leisten: Nachdem bereits die Stickoxide (NOX) zwischen 2006 und 2016 um 80 Prozent, der Schwefelgehalt im Treibstoff dann bis 2020 von 3,5 auf 0,5 Prozent und somit auch der Feinstaub-Ausstoß reduziert werden konnten, geht die Branche in diesem Jahrzehnt nun verstärkt die CO2-Emmissionen an.
Positive Zwischenbilanz…
Die Schifffahrtsbranche hat Anfang des Jahres vollbracht, was lange nicht möglich war: Mit der IMO 2020 – den Treibstoff-Regularien den Schwefel-Ausstoß zu senken – hat sie gemeinsam dazu beigetragen, die Luft auf unserem Planeten zu verbessern. Hapag-Lloyd und alle anderen Schiffsbetreiber haben dafür beim Schiffsantrieb den ausgestoßenen Schwefelgehalt erstmals deutlich gesenkt. Der Schwefel Grenzwert für unsere Brennstoffe liegt nun 85% niedriger als bisher. Der Erfolg der IMO 2020 war dabei nur durch die Staatengemeinschaft möglich. Die Diskussion, ob gemeinsame Maßnahmen zur Luftverbesserung auch gemeinsames Kostentragen bedeutet, spielte dabei vorerst keine Rolle mehr. „Die Herausforderung für alle Beteiligten in eine sauberere Transport- und Logistikwelt zu gehen, ist im Startjahr der IMO 2020 Vorschrift, dank der gemeinsamen Anstrengungen mit unseren Kunden und in der Branche, bewältigt worden“, sagt Richard von Berlepsch, Managing Director Fleet der Hapag-Lloyd AG. Die angespannte Weltlage und andauernde Pandemie verunsichern alle Beteiligten jedoch zusätzlich.
Digital mehr Möglichkeiten als je zuvor…
Neben der unmittelbaren Pandemie-Bewältigung dürfen die langfristigeren Ziele für einen noch geringeren CO2-Ausstoß aber nicht vernachlässigt werden. „Beim Betrieb unserer Flotte können wir die CO2-Emissionen in zwei Aspekten reduzieren“, erklärt Richard von Berlepsch. „Baulich und operativ. Baulich, indem wir zusammen mit unseren Maschinenbauern und Werften den Schiffsmotor, sowie den Propeller, den Rumpf und das Design so konstruieren, dass unsere Flotte weniger Emissionen ausstößt. Und operativ, indem wir unsere Schiffe täglich optimal einsetzen, das heißt unsere Dienste noch effizienter aufstellen oder mit höherer Auslastung und kürzeren Hafenliegezeiten fahren. Dank der Digitalisierung haben wir hier heute bessere Möglichkeiten als je zuvor.“ Die Network Operations Abteilung von Hapag-Lloyd analysiert zum Beispiel Rundreisedaten sowie Schiffsperformance. 2019 konnte Hapag-Lloyd mit konsequenter Messung des Schiffsbewuchs und dessen Beseitigung an den Schiffen den Wasserwiderstand senken. In der Folge konnte der Abgasausstoß signifikant reduziert werden. Digitale Tools werden zudem bei der Container-Stauplanung oder der Trimmoptimierung angewendet.
… aber noch viel mehr zu tun
„Auf dem Weg zur Dekarbonisierung verfolgt Hapag-Lloyd die Ziele der IMO, die zusammen von der gesamten Schifffahrtsbranche erreicht , oder besser noch übertroffen, werden müssen“, sagt Jörg Erdmann. Bis zum Jahr 2030 muss die Branche die CO2-Emissionen nach IMO Berechnung um 40 Prozent pro Transportladung (d.h. TEU) beziehungsweise bis zum Jahr 2050 um absolut 50 Prozent im Vergleich zu 2008 reduzieren. „Die spezifischen CO2-Emissionen, also die Emissionen pro TEU-Kilometer, konnte Hapag-Lloyd bis 2019 um 50 Prozent im Vergleich zum Referenzjahr 2008 senken“, ergänzt Jörg Erdmann. „Da wir beim Klimaschutz jedoch an einem Gemeinschaftsziel arbeiten, dürfen auch wir nicht nachlassen immer besser zu werden. Unsere Nachhaltigkeitsmaßnahmen beziehen das Wohl unserer eigenen Kinder und künftiger Generationen mit ein. Das sehen auch unsere Kunden und Geschäftspartner so – und das motiviert uns zusätzlich.“
Apropos gemeinschaftlicher Klimaschutz: Es wird gewisse Fahrtrouten geben, auf denen die Schiffsbetreiber mehr CO2 senken können, auch weil die lokale Infrastruktur nachhaltiger gestaltet ist als anderswo – Beispiel „Stromversorgung in den Häfen“. Durch den Anschluss an Landstrom können zum Beispiel die Hilfsdiesel für die Stromversorgung während der Liegezeiten ausgeschaltet bleiben. „Wir erkennen in unserer eigenen Flotte ein realistisches Senkungspotenzial und sind daher zuversichtlich, die gemeinsamen Ziele zu erreichen“, sagt Richard von Berlepsch. „Wir sind uns jedoch auch bewusst, dass uns das nicht in den Schoß fällt, ohne dass wir zusätzliches Geld in die Hand nehmen müssen.“
Richard von Berlepsch, Managing Director Fleet at Hapag-Lloyd AG
Jörg Erdmann, Senior Director Sustainability at Hapag-Lloyd AG