Riesenteleskope werden zu einem größeren Fortschritt des astrophysikalischen Wissens führen, eine tiefere Erforschung unseres Universums ermöglichen und schärfere Blicke auf kosmische Objekte ermöglichen als je zuvor. Hapag-Lloyd trägt dazu bei, dass diese Art der Erforschung möglich wird. So verschifft die Reederei die Komponenten für ein Riesenteleskop von Europa nach Südamerika. Wir haben mit Paolo Orsi, Senior Manager Reefers/Specials/Breakbulk/DG aus Italien, und Benjamin Celis, Specialist Sales Execution für Special Cargo in Chile, über dieses erstaunliche Projekt gesprochen.
Paolo, Benjamin, Glückwunsch zu diesem außergewöhnlichen Projekt, das als ELT (Extremely Large Telescope) bekannt ist. Könnten Sie bitte erklären, was dieses Projekt für Hapag-Lloyd so einzigartig macht?
Paolo: Dieses Teleskop wird eine sehr wichtige Rolle in der astronomischen Forschung spielen und genießt großes wissenschaftliches Interesse. Aufgrund der enormen Lichtmenge, die das Teleskop auffangen kann, wird es vor allem für sogenannte Deep-Space Beobachtungen eingesetzt werden. Sobald das riesige Teleskop und die Instrumente des ELT in Betrieb sind, können die wissenschaftlichen Beobachtungen des Nachthimmels beginnen. Für Hapag-Lloyd ist es eine große Ehre, an diesem Projekt teilzunehmen.
Benjamin: Außerdem ist es nicht nur eines der größten Teleskope der Welt, sondern sein Hauptzweck ist die Suche nach erdähnlichen Planeten. Ein solches Teleskop wird nicht jeden Tag gebaut – und wir sind sehr froh, der Main Carrier zu sein.
Ein Projekt wie dieses wird nicht über Nacht verschifft. Wie sieht der allgemeine Zeitplan für den Transport der Komponenten des "World’s biggest Eye on the Sky", wie es genannt wird, aus?
Benjamin: Das Gesamtvolumen des gesamten Projekts beläuft sich auf etwa 3000 40-Fuß-Container, von denen mindestens 60 % Open-Top-Container sind, und wir erwarten ein Gesamtvolumen von etwa 15.000 Tonnen Stückgut. Ein weiterer Teil wird mit RO/RO-Schiffen unter Verwendung von MAFI-Trailern für die schweren Ladungen befördert, während die größten Teile der Kuppel mit gecharterten LO/LO-Schiffen transportiert werden.
Paolo: Ein weiterer erwähnenswerter Punkt ist, dass die ersten Komponenten bereits Ende 2017 geliefert wurden. Die Aushubarbeiten für die Fundamente und die Bodenverstärkung begannen in der ersten Jahreshälfte 2018. Seitdem gibt es einen kontinuierlichen Materialfluss, unter anderem per Container, RO/RO, Stückgut und Luftfracht. Die Komponenten werden auch in den nächsten sechs Jahren dorthin geliefert.
Gibt es noch andere interessante Fakten zu diesem Projekt?
Paolo: Ich bin sehr beeindruckt, wie viele Faktoren bei der Konstruktion berücksichtigt werden mussten. Die Hauptstruktur des ELT stützt die Optik und die Instrumente bei astronomischen Beobachtungen und hält das Teleskop unter allen Bedingungen stabil, auch bei starkem Wind oder Erdbeben. Die Konstruktion muss zwei gegensätzlichen Anforderungen gerecht werden: Die Struktur muss stark genug sein, um die Komponenten stabil zu halten und präzise auszurichten, aber auch leicht genug, damit das gigantische ELT nicht unter seinem eigenen Gewicht zusammenbricht.
Um Ihnen ein Gefühl für das Ausmaß des Projekts zu vermitteln, hier ein paar Zahlen: Die Kuppel wiegt 6.100 Tonnen und enthält 30 Millionen Schrauben. Die Hauptstruktur wiegt 3.700 Tonnen. Für die Herstellung des Teleskops wurden etwa 10.000 Tonnen Stahl verwendet. Und die Struktur beherbergt etwa 1.500 Kilometer Glasfaserkabel.
Eine letzte Frage: Hat dieses Projekt Ihr Interesse an der Astronomie geweckt?
Paolo: Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Neugierde der Treibstoff unseres Lebens ist, unabhängig von der Umgebung. Ob im Berufs- oder Privatleben, man muss neugierig sein.
Benjamin: Ich finde Astronomie faszinierend, weil die Erde im Vergleich zu anderen Planeten oder Sternen so klein ist und weil wir Menschen so wenig über das Universum wissen. Deshalb bin ich sehr gespannt, was das ELT-Teleskop entdecken wird!