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Albert Einstein – Ein großer Fan von Seereisen und Hapag-Lloyd

Der berühmte Physiker und Nobelpreisträger verließ Deutschland Ende 1932, kurz bevor die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Seine Reise nach Kalifornien an Bord des Hapag-Schiffes „Oakland“ wurde ein Abschied für immer.

Albert Einstein gilt als ein echter Kosmopolit. Zum einen reiste er viel, nachdem um 1920 seine Relativitätstheorie experimentell bestätigt und er selbst mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet worden war. Fachkonferenzen, Lehraufträge und gesellschaftliche Ereignisse boten hierfür vielfältig Anlass. Zum anderen aber war Einstein auch Weltbürger aus Überzeugung. „Ich achte stets das Individuum und hege eine unüberwindliche Abneigung gegen Gewalt und gegen Vereinsmeierei“, bekannte er. „Aus all diesen Motiven bin ich leidenschaftlicher Pazifist und Antimilitarist, lehne jeden Nationalismus ab, auch wenn er sich nur als Patriotismus gebärdet.“

Einstein reiste mehrfach auf den Schiffen der Hapag. Er war ein großer Freund von Seereisen, der den Aufenthalt an Bord und die Ruhe, die er dort vor dem allgemeinen Interesse an seiner Person fand, sehr genoss. Seine Tagebücher enthalten interessante Details zu dem, was Einstein währenddessen dachte und tat, woran er arbeitete, was er las und was er in den Anlaufhäfen unternahm. Er, der sich selbst als „leidenschaftlich neugierig“ bezeichnete, vermerkte zudem die angeregten Gespräche, die er mit den Kapitänen und anderen Besatzungsmitgliedern der Schiffe führte.

Albert und Elsa Einstein an Bord der „Deutschland“.

Auch zu den Führungsebenen der Hapag hatte der Nobelpreisträger Kontakt. Im März 1931, zurückkehrend aus den USA auf dem Dampfer „Deutschland“, schrieb er einen Dankesbrief an den Vorstand der Reederei, in dem er die Führung und Einrichtung des Schiffes lobte. „Die Küche kann nur als verführerisch bezeichnet werden - zu gut für einen bescheidenen Menschen.“ Seine ihn begleitende Frau Elsa unterstrich dies gegenüber dem Chef der New Yorker Hapag-Niederlassung: „Wir waren in jeder Beziehung auf der „Deutschland“ herrlich zufrieden. Das Essen hier war eine Lust. Ich erinnere mich nicht, jemals in einem Hotel oder auf einem Schiff eine solche Küche genossen zu haben. Wir werden künftig, wenn es sich irgendwie einrichten lässt, nur noch mit Schiffen der Hapag fahren. Sie sind das Vollendetste, was es auf diesem Gebiete gibt.“

Mit diesem Schreiben dankte Albert Einstein dem Vorstand der Hapag für die aufmerksame Betreuung an Bord der „Deutschland“.

Wenig später reiste Einstein von Berlin aus über Hamburg ins englische Oxford. Dabei begegnete er dem Bankier und Hapag-Aufsichtsratsmitglied Max Warburg sowie dem Vorstandsvorsitzenden Wilhelm Cuno sogar persönlich. Anschließend ging es in der „wundervollen Kabine“ des Dampfers „Albert Ballin“ auf die Reise nach Southampton. „Schade, dass diese Herrlichkeit so kurz“, bedauerte Einstein in seinem Tagebuch.

Mehr Zeit an Bord hatte er wieder, als er gegen Ende 1931 auf der „Portland“ der Hapag nach Los Angeles reiste. Einstein, der als Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin leitete, war von einem wissenschaftlichen Institut in Pasadena zu einem mehrmonatigen Forschungsaufenthalt eingeladen worden.

In Deutschland verschärfte sich zu dieser Zeit das politische und gesellschaftliche Klima. Zunehmend angefeindet wegen seiner offen pazifistischen Haltung und seines Judentums hatte Einstein bereits daran gedacht, die deutsche Staatsangehörigkeit aufzugeben. Auch an Bord der „Portland“ kreisten seine Gedanken um die Zukunft. Am 6. Dezember 1931 hielt er in seinem Tagebuch fest: „Heute entschloss ich mich, meine Berliner Stellung im Wesentlichen aufzugeben. Also Zugvogel für den Lebensrest! Möven begleiten immer noch das Schiff beständig fliegend. Sie sollen den Weg bis zu den Azoren mitmachen. Das sind meine neuen Kollegen“. Die Entfremdung des Weltbürgers von seinem Geburtsland war sehr weit fortgeschritten.

Albert Einstein Ende 1931 an Bord der „Portland“ zusammen mit dem Kapitän des Schiffes, Heinrich Kilp. Als Einstein am 9. Januar 1933 mit dem Schwesterschiff „Oakland“ in Los Angeles eintraf, sandten er und Elsa eine Postkarte an Kilp: „Sehr geehrter Herr Kapitän! Wir unterzeichnete erinnern uns bei der heutigen Ankunft in Los Angles Ihrer und der letztjährigen Ankunft mit Ihnen an derselben Stelle und grüssen Sie herzlich.“

Ein Jahr später brachen die Einsteins zu einem erneuten Forschungsaufenthalt nach Kalifornien auf. Am 10. Dezember 1932, genau heute vor 90 Jahren, bestiegen sie in Bremen das Hapag-Motorschiff „Oakland“, mit dem sie Anfang 1933 den Hafen von Los Angeles erreichten.

Es heißt, dass Einstein, als er kurz vor der Abreise seine kleine Sommervilla in der Nähe von Berlin abschloss, in dunkler Vorahnung zu Elsa gesagt habe: „Schau sie Dir sehr gut an ... Du wirst sie niemals wieder sehen.“ Und so kam es tatsächlich: Nachdem Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt worden war, trat Einstein aus der Preußischen Akademie der Wissenschaften aus und verkündete öffentlich, angesichts der jetzt in Deutschland herrschenden Umstände nicht mehr dorthin zurückkehren zu wollen.

Konsequenterweise mied er von nun an auch Schiffe unter deutscher Flagge. Ein Dampfer der Red Star Line brachte die Einsteins im April nach Belgien, wo der Physiker in der deutschen Botschaft seinen Reisepass abgab, später ließ sich das Paar in den USA nieder. Die Einsteins kehrten nie wieder nach Deutschland zurück – für sie war die Fahrt an Bord der „Oakland“ eine Reise ohne Wiederkehr.

Die Einsteins sind aufgeführt in der Passagierliste der „Oakland“ vom Dezember 1932. Das 1929 von der Hapag in Dienst gestellte kombinierte Fracht- und Passagierschiff bot bis zu 62 Reisenden Platz.