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Dual-Fuel Schiffe: Hapag-Lloyd Crews werden im Umgang mit LNG-Antrieben geschult

Die Dekarbonisierung steht im Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen in der gesamten Schifffahrtsbranche. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Industrie auf alternative Antriebe – das bedeutet jedoch für alle Beteiligten eine große Umstellung. Die IMO und die DNV erwarten, dass die Zahl der Seeleute, die auf mit Flüssiggas (LNG oder LPG) betriebenen Schiffen arbeiten werden, bis 2038 jedes zweite Jahr um etwa 100.000 zunehmen wird. Diese Crews müssen im Umgang mit den alternativen Antrieben trainiert werden, um die neue Technologie sicher nutzen zu können.

Die Umrüstung der Schiffe von Hapag-Lloyd auf einen Dual-Fuel-Antrieb, der mit LNG betrieben werden kann, ist ein erster großer Schritt auf dem Weg, das Unternehmen bis 2045 klimaneutral zu machen – aber auch eine große Umstellung. In den kommenden Jahren werden zwölf Dual-Fuel-Schiffe Teil der Hapag-Lloyd Flotte werden. Der Einsatz der Technologie erfordert neues Know-how. „Die Dual-Fuel-Schiffe müssen von einer speziell für den LNG-Antrieb ausgebildeten Crew gefahren werden“, sagte Silke Muschitz, Senior Director Marine Human Resources, und verantwortlich für das zur See fahrende Personal bei Hapag-Lloyd. „Es fehlt jedoch an praktischer Erfahrung.“

Daher machen in diesem und im nächsten Jahr alle Seeleute von Hapag-Lloyd den „Gas-Schein“. Die europäische Besatzung der Hapag-Lloyd Schiffe nimmt dafür an einem einwöchigen Training in Hamburg teil. Das beinhaltet sowohl einen technischen als auch einen sicherheitssystematischen Teil. Der Schiffsausrüster Wilhelm Rump KG hat das Training exklusiv für Hapag-Lloyd in Zusammenarbeit mit der Akademie für Schiffssicherheit (AfS) aus Rostock ausgearbeitet. „Die Technik ist ja nichts Neues. Seit Jahrzehnten gibt es schon Gas-Anlagen“, sagte Hagen Koslowski, Managing Direktor des Schiffsausrüsters Wilhelm Rump KG. „Aber in der Schifffahrt ist es neu. Und diese Aufbruchstimmung spüren wir.“

Die Schulung wurde mit flüssigem Stickstoff durchgeführt, der ebenfalls ein verflüssigtes Gas ist.

Nachdem sich die Teilnehmer:innen durch das vorgeschriebene zweitägige Online-Lernmodul der AfS qualifiziert haben, machen zwölf Nautiker:innen und Techniker:innen pro Training in fünf intensiven Schulungstagen den offiziellen „Gas-Schein“, der sie befähigt, im Schiffsbetrieb mit Flüssiggas (Liquified Natural Gas) zu arbeiten. Die Trainings finden auf dem Firmengelände der Wilhelm Rump KG im Hamburger Hafen statt. Da viele Seeleute Respekt vor dem Umgang mit Gas haben, ist es ebenfalls Ziel der Trainings, Vertrauen in die neue Technik zu schaffen. „Die Seeleute spielen eine entscheidende Rolle, deshalb müssen wir dafür sorgen, dass sie mit Überzeugung bei der Sache sind“, sagte Silke Muschitz. „Sie müssen sich darauf einlassen – egal ob sie ihre Karriere gerade beginnen oder kurz vor dem Renteneintritt stehen.“

Während der Trainings wird den Teilnehmenden das technische Equipment gezeigt, das für den Dual-Fuel-Betrieb an Bord zu dem normalen Dieselmotor hinzukommt. Zudem erfahren sie, was LNG ist und wie man damit umgeht.

Praktische Übungen zum kompletten Bunkerungsprozess mit verschiedenen Trockenkupplungssystemen

Für den praktischen Teil des Trainings ist die AfS zuständig. Den Teilnehmenden wird eine LNG-Bunkerdurchführung im normalen Betrieb gezeigt und sie werden im Umgang mit tiefkalten Temperaturen geschult. Denn LNG ist ein Gas, das bei Temperaturen unter -162°C einen flüssigen Zustand annimmt und sich deshalb für Transport und Lagerung eignet. Für den Gebrauch wird es erwärmt und so wieder in Gas umgewandelt. Im Hof der Wilhelm Rump KG wurde hierfür eigens eine mobile Bunkerstation eines Schiffes aufgebaut. Der zweite Teil des praktischen Trainings beschäftigt sich mit dem gestörten Betrieb – dazu zählen Leckagen und Gasbrände.

Unsere Crews müssen erst noch lernen, wie man Gasbrände löscht. Wasser oder Decken reichen nicht aus, wie es bei normalen Bränden der Fall wäre.

Das Fazit der Teilnehmenden fiel durchweg positiv aus. „Mit diesem Training lernen wir komplett neue sicherheitstechnische Grundlagen kennen“, meint Taalke Sina Middents, Chief Mate. „Das ist für uns Nautiker:innen genauso wichtig wie für die Ingenieurinnen und Ingenieure. Für die Sicherheit sind wir schließlich alle zusammen verantwortlich.“ Das Training beantwortet nicht nur alle offenen Fragen und bereitet die Teilnehmenden gut auf den Umgang mit Dual-Fuel Antrieben vor, es zeigt ihnen auch, wie sicher die neue Technologie ist. Besonders gefallen hat den Teilnehmenden, dass die Kurse für Hapag-Lloyd maßgeschneidert sind. So können sie sicherheitstechnische Grundlagen erlernen, die sie genau so in der Praxis anwenden können. „Die Qualität des Kurses war sehr gut“, sagte Thomas Oesterle, Kapitän der Ludwigshafen Express und seit 2002 bei Hapag-Lloyd. „Es blieb keine Frage unbeantwortet. Ich würde mich sehr freuen, auch einmal auf einem der LNG-Schiffe fahren zu dürfen. Es ist immer spannend, etwas Neues zu lernen.“