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Kapitän, Fotograf und stolzer Vater: Kapitän Uwe Fiedler

Uwe Fiedler ist nicht nur Kapitän, sondern auch Hobbyfotograf mit eigener Website. Beim Durchklicken der Fotos ahnt man: Der Mann war auf der ganzen Welt unterwegs und hat ein Auge für ungewöhnliche Motive. Eine Begegnung an den Hamburger Landungsbrücken.

Wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen wurde Fiedler früh mit dem Seefahrervirus infiziert: „Mein Vater war Kapitän und nahm mich schon als Vierjährigen mit an Bord. Ihm gehörte die „Göteborg“, ein Küstenmotorschiff Baujahr 1948, mit dem er vorwiegend auf der Nord- und Ostsee unterwegs war.“ Der heute 63-Jährige erinnert sich gern an die unzähligen Sommerferien auf See. „Bei uns Zuhause hängt noch ein Foto an der Wand, das mich als kleinen Jungen eingemummelt in Decken zwischen meinen großen Schwestern auf dem Lukendeckel zeigt.“

Gleich nach dem Abitur verpflichtete sich der 18-Jährige bei der Bundesmarine, lernte dort in acht Jahren als Navigator die Seefahrt von der strengeren Seite kennen: „Da herrschte eine strikte Hierarchie und ein mitunter rauer Ton.“ Mit dieser Erfahrung und dem daran gehängten Studium fürs Nautische Patent konnte es mit der Handelsmarine auf die ganze Welt gehen. „Ich habe den kompletten Wandel der Schifffahrt in den vergangenen Jahrzehnten mitgemacht, kenne noch die Zeit, als man mit Sextant und Sichtfunkpeiler navigierte. Heute bekommt man seine Position in Sekundenschnelle per GPS gemeldet.“

Die frühen Jahre haben den Zweimeter-Mann mit den stahlgrauen Augen geprägt. „Ich würde mich als eher strengen Kapitän bezeichnen“, erzählt er. „Als Kopf der Mannschaft trägst Du eine unglaubliche Verantwortung. Der Wert eines beladenen Schiffs kann bis zu einer Milliarde betragen, wenn da die Crew nicht funktioniert, hast Du ein echtes Problem.“ Dennoch sei es wichtig, dass man sich immer wieder reflektiert. „Du bist ja alleine als Chef. Da muss man aufpassen, dass man sich nicht überschätzt.“

Seine zwölf Jahre bei Hapag-Lloyd seien seine besten auf See gewesen, findet der Kapitän. Und so gibt es nur wenige Dinge, die den Seefahrer Fiedler in seinem Beruf aufstoßen. Dazu gehören auf jeden Fall die unzähligen behördlichen Vorschriften weltweit: „An Bord gilt zum Beispiel Mülltrennung, was wir natürlich beherzigen. In China haben sie uns dann aber so lange durchsucht, bis sie einen kleinen Plastikdeckel im Papierkorb im Maschinenraum gefunden haben, das hat uns dann eine Bemängelung eingebracht, obwohl die Jungs im Hafen den ganzen getrennten Müll wieder zusammenschütten.“ Oder gerade kürzlich in Südafrika: „Da habe die Behörden so lange gewühlt, bis sie ein paar Bierflaschen bei der Mannschaft gefunden haben. 150 Dollar Strafe pro Person, das ist doch Wahnsinn!“ Uwe Fiedler führt diese Entwicklung auch auf 09/11 zurück: „Seitdem ist alles viel restriktiver geworden.“

Abenteuer und Entspannung gleichermaßen sucht der sportliche Kapitän auf seinen unzähligen Reisen: Ob er allein mit dem Kanu den Yukon River hinunterpaddelt (Jack Londons „Lockruf des Goldes“ war Inspiration), 1.500 Kilometer mit dem Kajak entlang der grönländischen Küste zurücklegt oder mit seiner Frau – von Beruf Schiffsmaklerin – in Skandinavien unterwegs ist. „Norwegen und Schweden begeistern uns besonders. Nicht ganz zufällig heißt unsere Tochter Svea“. Und auch wenn er es nicht an die große Glocke hängen mag: Die 32-Jährige fährt mittlerweile ebenfalls mit Hapag-Lloyd zur See – als 1. Offizierin.

„Auf der „Kuala Lumpur“ sind wir auch mal zusammen gefahren während ihrer Ausbildungszeit. Tagsüber war ich strenger Kapitän und abends hat sie mir dann auf dem Sofa die Chips weggefuttert“, lacht Uwe Fiedler. Dass sich die Zwei auf ein Stündchen zum Kaffee in Hongkong verabreden, wenn ihre Schiffe im selben Hafen liegen, passt zum Lebensgefühl der Familie. Oder wie Uwe Fiedler es sagt: „Wer so aufwächst wie wir, kann niemals Finanzbeamter werden.“
 

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